Aus Gestank wird alternative Energie
Studie zu Aussichten im Norden Pankows Von Andreas Fritsche
Seit 100 Jahren stinkt es in Arkenberge- Schönerlinde, einer Landschaft, die sich von Französisch-Buchholz bis zum Süden des brandenburgischen Landkreises Bar nim hinzieht. Grund dafür waren bis 1985 Rieselfelder. Seitdem sind es die Exkremente von inzwischen 2350 «Großvieheinheiten», die auf die Wiesen um das Autobahndreieck Pankow verbracht wer den. Für die Anwohner ein Ärgernis, für die Grüne Liga ein Eldorado regenerativer Energien. Auf Anregung des Umweltver bandes hat der angehende Energietechniker Lars-Arvid Brischke jetzt seine Diplomarbeit an der Technischen Universität Berlin zum Thema «Energiepark Barnim» verfasst.
Darin hat er untersucht, welche alter nativen Verfahren der Stromerzeugung in der Region wirtschaftlich und damit sinnvoll sind. Günstig wäre eine Biogasanlage auf dem Gelände der Milchviehanlage der Berliner Stadtgüter in Schönerlinde. Nicht allein wegen der Ökoenergie, auch weil damit endlich der Gestank verschwinden würde. Ein Gutachten darüber von 1996 widerspricht zwar der Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage. «Es geht aber von Zahlen aus, die nach meinen Erkenntnissen nicht haltbar sind», sagt Brischke.
Günstiger wäre Deponiegas. Derzeit untersucht eine andere Studie, ob die in Pankow gelegene Bauschuttdeponie «abgast». Anstatt die gefährlichen Gase deshalb abzufackeln, könnte man sie sinnvoll verwenden. Für diese Variante spricht auch, dass die Deponie 2002 stillgelegt wird. Das Umweltamt Pankow hat für die Zeit danach eine Freizeitnutzung (Reitareal plus Rodelberg oder eine Art Disneyland), eine Bundes- oder Landesgar tenschau oder eben jenen Energiepark Barnim ins Auge gefasst. Nach Auskunft von Umweltstadtrat Matthias Köhne (SPD) steht eine politische Entscheidung dazu aus. Eine Einschätzung über die Chancen des Energieparks zu geben, sieht er sich derzeit noch außer Stande. Eher unwahr scheinlich ist ein großer Energiepark für Umweltamtsleiter Reinhard Schubert. Besser vorstellen kann er sich derzeit eine kombinierte Lösung aus Erholungsareal und einigen Windrädern. Brischkes Studie hat er allerdings noch nicht gelesen. Der Student will sie ihm demnächst zukommen lassen. Gartenschauen seien auf Jähre ausgebucht, versucht Brischke seinen Vorschlag ins beste Licht zu rücken.
Bei solchem Licht besehen sind die Ideen der Liga, Wasser und Windkraft zu nutzen, nicht so gut. Zwar fließen täglich 60 000 Kubikmeter Wasser ins Klärwerk Schönerlinde. Um das wirtschaftlich auszubeuten, reicht ein Gefälle von nur 3,90 Meter jedoch nicht aus, so der Energietechniker. Windräder ließen sich auf dem Deponieberg aufstellen. Andernorts seien die Lüftchen zu lau. Brischke schlägt einen Energiepark mit Bio- und Deponiegasanlagen und drei Windrädern vor. 30 Millio- Windpark bei Nauen, Havelland - noch Zukunftsmusik für Pankow ND-Foto: B. Lange
nen Mark müssten investiert werden. Dann könnten pro Jahr 12 500 Megawattstunden Strom und 15 500 Megawattstunden Wärme erzeugt werden.
Wenn alles gut laufe, könne der Park innerhalb von drei Jahren entstehen, erklärt Brischke. Dabei betrage die Bauzeit nur wenige Monate. Ausschlaggebend seien die komplizierten Genehmigungsverfahren. Hinzu komme erschwerend die Lage in zwef Ländern. In Berlin und Brandenburg gebe es unterschiedliche Förderprogramme für regenerative Energien, die nicht leicht zu kombinieren seien.
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