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Wie stabil ist der Zloty?

Martina Kämpfe

  • Lesedauer: 3 Min.

? Polen hat diese Woche seine Landeswährung Zloty, die vorher an Euro und US-Dollar angebunden war, frei gegeben. Wie stabil wird der Zloty ohne diesen Anker sein?

Schon seit gut einem Jahr wurde der Zloty darauf vorbereitet, in dem er deutlich, zuletzt um 15 Prozent nach oben und unten, um die zentrale Parität schwanken konnte. Die gesamte Schwankungsbreite wurde dabei nie ausgereizt. Es kam aller dings in den letzten Monaten zu einer nominalen Aufwertung durch Kapitalzuflüsse. Eine Freigabe des Kurses bedeutet, dass die Notenbank nicht mehr dagegen intervenieren würde.

? Beobachter befürchten als Folge der Zloty-Freigabe eine weitere Aufwertung, verursacht durch nach wie vor massiv ins Land strömendes Kapital.

Es kommt darauf an, dass die Freigabe des Zloty das kurzfristige spekulative Kapital eher abschrecken wird. Jetzt liegt das gesamte Risiko, das vorher auf Grund dieser Schwankungsbreite in Grenzen gehalten wurde, bei den Investoren. Und dieses Risiko wird als ziemlich hoch eingeschätzt, weil Polen als Resultat seiner wirtschaftlichen Entwicklung durch ein starkes Leistungsbilanzdefizit von derzeit 7,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes geprägt ist.

? Sollte der Zloty etwas aufwerten, wäre dies schlecht für den Exportsektor.

Das ist richtig. Es gibt einen Wider spruch zwischen dem Ziel der Notenbank und dem Ziel einer Belebung der Wirtschaft, welches die Regierung verfolgt. Um das Wirtschaftswachstum aufrecht zu halten, müssten sich die Exporte beleben, wofür eine Stärkung des Zloty ungünstig wäre. Indes strebt die Notenbank eine starke Währung an, um die Inflation niedrig zu halten. Die Geldpolitik müsste hier einen Mittelweg finden, die Zinsen, die erst im März erhöht wurden, dürfen nicht zu hoch geschraubt werden. Indes besteht hier eine gewisse Gefahr.

? Dann würde sich auch die doch äußerst starke Abhängigkeit vom Absatzmarkt EU rächen.

Polen importiert schon seit Jahren sehr viel mehr aus Westeuropa, als es dorthin exportiert. Das ist aber typisch für eine Transformationsökonomie, die starke Investitionsgüterimporte benötigt, und insofern erst mal kein Problem. Auf Grund der anziehenden Konjunktur in Westeuropa dürfte sich zudem auch eine Absatzmarktverbesserung für Polen ergeben.

%Die Beitrittsverhandlungen zwischen der EU und Polen sindin dieser Woche ins Stocken geraten. Kann die Zloty-Freigabe neuen Schwung bringen?

Das ist nicht zu erwarten, zumal die Zloty-Freigabe auf die Beteiligung Polens an der Währungsunion abzielt, und die steht ja noch ein bisschen aus. Die Ver handlungen über den EU-Beitritt indes kommen langsam in die heiklen Bereiche, etwa den Agrarbereich, für den Polen etliche Ausnahmeregelungen beantragt hat. Das allgemeine Klima hat sich ver schlechtert, weil die polnische Regierung Zölle für einige Agrarwaren der EU zuletzt wieder eingeführt hat. Wir gehen davon aus, dass der Beitritt nicht vor 2004 vollzogen wird.

? Für Polen-Besucher wird sich durch die Zloty-Freigabe nicht viel ändern?

Die Nationalbank ist daran interessiert, die Preissteigerung in Grenzen zu halten. Dies wäre auch für den Polen-Besucher günstig. ???? ?? -

Fragen: Kurt Steneer

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