Der vielbeschäftigte Rechtsanwalt Stöckicht
Obdachlosenmord NPD-Mitglied verteidigt den Hauptangeklagten vor dem Stralsunder Landgericht
Von Wolfgang Rex
In Stralsund läuft derzeit der Prozess gegen die Mörder des Obdachlosen Norbert Plath aus Ahlbeck. Mit dabei auch NPD-Mitglied Peter Stöckicht als Verteidiger des bereits vorbestraften Gunnar Doege.
Der 51-jährige Norbert Plath wurde in der Nacht des 23. Juli 2000 vor der Ahlbecker Kirche zu Tode getrampelt. Deshalb stehen vier Täter der zeit in Stralsund vor Gericht. Die Stralsunder Staatsanwältin Marion Krumminga beschuldigte drei der geständigen Täter, zuerst den Obdachlosen mit voller Wucht ins Gesicht getreten und als Assi beschimpft zu haben. Mit Tritten in den Körper brachen die Jugendlichen dem Mann mehrere Rippen.
Zwei der Täter gingen danach in den Ahlbecker Jugendclub, in dem sich rechte Jugendliche trafen. Dort erzählten sie dem vierten Angeklagten von dem Überfall. Die Staatsanwältin: »Sie bedauerten, dass sie keine Stahlkappen an den Schuhen hatten.« Zu dritt gingen die Täter noch einmal zur Kirche, wo der Angeklagte Gunnar D dem wehrlosen Opfer mehrfach auf den Kopf sprang. Gegen 0.30 Uhr starb der Mann.
Der 24-jährige Gunnar D ist auf Fotos aus dem Gericht mit abrasierten Haaren und dem eintätowierten Schriftzug »White Power« zu sehen. Die beiden Worte gelten international als Nazi-Kennzeichen. Die Staatsanwältin warf den Angeklagten Mord aus niedrigen Beweggründen vor. Verteidiger Stöckicht bestritt niedere Beweggründe seines Mandaten. Dass man »Assis« als unterwertig betrachtet, sei eine weitverbreitete Einstellung. Michael Teske, der Verteidiger eines anderen Angeklagten, bestreitet trotz sichtbarer Zeichen jeden rechten Tathintergrund mit der mehr als eigentümlichen Begründung: »Es hätte auch ein anderer Schwacher, Wehrloser sein können.«
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