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Krise in der Ukraine

INTERNATIONALE PRESSE

  • Lesedauer: 3 Min.

La Voix du Nord, Frankreich
Europäische Träume

Europa erweckt noch Träume. Das ist kein Witz. Auch wenn das unseren englischen Nachbarn zum Beispiel nicht gefallen dürfte - es gibt ein Volk, das sich heute erhebt, um seine Regierung zum Nachgeben zu bewegen. Der Schrei von hunderttausenden ukrainischen Demonstranten ist auch ein Appell an den Alten Kontinent, seine Seele nicht zu verlieren. Er ist vor allem eine harsche Herausforderung für die Regierung. Die Absage an das Assoziierungsabkommen mit der EU war der Tropfen Wasser, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Komersant, Russland
Janukowitschs Reserve

Die Gegner von Präsident Janukowitsch können den Machtwechsel nicht auf friedlichem Weg herbeiführen. Ihnen bleibt nur, auf die Kraft der revolutionären Massen zu setzen - auf die Zehntausenden Demonstranten im Zentrum von Kiew. Die Abstimmung im Parlament zeigte auch, dass sich die regierende Partei der Regionen vom ersten Schock erholt hat, ihre Reihen festigt und die Konfrontation nicht scheut. Dabei hat die Regierung noch nicht einmal ihre wichtigsten Ressourcen mobilisiert: die russischsprachigen Teile im Osten und Süden des Landes.

Ouest-France, Frankreich
Alte und neue Gräben

Kiew ist seit über tausend Jahren die historische Wiege Russlands und der ersten russischen orthodoxen Kirche. Es gibt aber auch wirtschaftliche Gründe: Die Ukraine ist ein wesentlicher Teil der euro-asiatischen Union, die Moskau anstrebt. Und strategische Gründe: Der russische Militärstützpunkt in Sewastopol auf der ukrainischen Halbinsel Krim ist lebensnotwendig für die Ambitionen Moskaus im Schwarzen Meer. Die Ukraine war immer zwischen Osten und Westen gespalten. Und diese alten Gräben teilen sie noch heute - Gräben zwischen den russischsprachigen Bewohnern und jenen, die Moskau ablehnen, zwischen den orthodoxen Gemeinden und jenen, die der Kirche in Rom treu geblieben sind.

Westi, Ukraine
Noch keine Wende

Der Angriff auf die Regierung ist gescheitert. Es ist aber sicher zu früh, von einer Wende in der Krise zugunsten der Regierenden zu sprechen - die Proteststimmung ist zu stark. Ob die Demonstranten und die Opposition zu einem langen Kampf bereit sind, ist die große Frage.

Handelsblad, Niederlande
Der Geist der EU

Es ist richtig, dass die EU nicht versucht, Moskau zu überbieten, um die Ukraine in ihr Lager zu bekommen. Es entspräche nicht dem Geist der Europäischen Union, über die Köpfe der Ukrainer hinweg einen Streit mit Russland auszufechten. Der Kalte Krieg ist vorbei. Es ist die Sache der Ukraine, zu entscheiden, wie sie ihre Zukunft gestaltet.

Diario de Noticias, Portugal
Pragmatiker Putin

Die Krise in der Ukraine hat Diskussionen über die angeblich irrationale russische Außenpolitik ausgelöst, die man auf imperiale Komplexe, historische Mythen, das autoritäre Regime in Moskau und auf Wladimir Putin persönlich zurückführt. In Wirklichkeit ist die russische Außenpolitik absolut pragmatisch und von geografischen und ökonomischen Faktoren bestimmt. Imperien wie die Sowjetunion investierten in die Ausweitung ihres Einflussbereichs als Selbstzweck. Russland hingegen betrachtet seine Einflussnahme als Mittel, um ganz praktische Ergebnisse zu erzielen.

Dagsavisen, Norwegen
Das Juwel in der Krone

Der Versuch der EU, die frühere Sowjetrepubliken näher heranzuführen, wird in Moskau mit Argusaugen verfolgt. Die Ukraine ist für beide Seiten das Juwel in der Krone. Wenn die EU diese Ostpartnerschaft retten will, muss sie auch bei sich nach Fehlern suchen. Gewiss, jetzt protestieren in Kiew proeuropäische Demonstranten. Aber für die meisten Ukrainer hätte das Abkommen mit der EU keine direkt positiven Folgen gehabt.

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