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Buchten des Bösen

Ingolf Bossenz über das Massaker an Delfinen in Japan

  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist ein fest gefügter Traditionspfeiler im Brauchtumskalender Nippons: Das massenhafte Abschlachten von Delfinen in der Bucht von Taiji, 700 Kilometer südlich von Tokio. Seit dieser Woche fallen die Treibjäger mit Haken, Harpunen und Messern über Tausende wehrloser Tiere her, die dort zusammengetrieben werden. Zunächst sind es rund 200 der als intelligent geltenden Säuger, die seit Tagen ohne Nahrung in Panik auf ihren Tod durch andere sich als intelligent sehende Säuger warteten.

Das alljährliche, bis April dauernde Gemetzel war durch den Oscar-prämierten Dokumentarfilm »Die Bucht« 2009 weltweit bekannt geworden und hatte die Wellen der Empörung seinerzeit hochschlagen lassen. Am Ende erwies sich der Enthüllungsstreifen als ebenso folgenlos wie andere Filme, Dokumentationen, Bücher über Barbareien an Tieren im 21. Jahrhundert. Dass in Person der US-Botschafterin in Japan, Caroline Kennedy, jetzt eine Diplomatin diese »Unmenschlichkeit« kritisierte, ist eine Singularität, die prompt eine verärgerte Reaktion des Gouverneurs der Provinz Wakayama, wo Taiji liegt, provozierte. Es sei »nicht angemessen« zu behaupten, nur die Jagd auf Delfine sei unmenschlich, sagte Yoshinobu Nisaka und verwies auf die Schlachtungen von Rindern und Schweinen. Der Mann hat recht: Unsere Buchten des Bösen sind die Schlachthäuser.

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