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Britisches Fernsehen verkauft sich gut

TV-Preise in Großbritannien

  • Meike Stolp
  • Lesedauer: 3 Min.

Das britische Fernsehen setzt Maßstäbe, ist mutig und traut sich etwas - zumindest bei den Dramen. So haben britische Sender Serien entwickelt wie »Prime Suspect« (1991 bis 2006), auf Deutsch »Heißer Verdacht«. Helen Mirren spielte darin die Polizistin Jane Tennison, die mit sich, ihrer von Männern dominierten Arbeitsumgebung und den Verbrechern ringt. Jane Tennison, so unsympathisch sie manchen erscheinen musste, machte den Weg frei für weibliche Ermittlerinnen im Fernsehen und reflektierte gleichzeitig die Rolle der Frau in Großbritannien. Mirren erhielt für ihr schonungsloses Portrait zwei Emmys (wichtigster amerikanischer Fernsehpreis) und drei BAFTAs (wichtigster britischer Fernsehpreis).

Helen Mirren dreht längst vor allem Kinofilme. Einer, der ebenfalls dabei ist, in Hollywood Karriere zu machen, ist Benedict Cumberbatch. Er war Anfang Januar in Großbritannien in der dritten Staffel der erfolgreichen Serie »Sherlock« zu sehen. Sein »Sherlock« ist eine seltsame Kreatur: ein Genie, nah am Wahnsinn, vor allem dem Intellekt vertrauend, aber nicht ohne Gefühle. Das zu spielen erfordert einen großen Schauspieler. Cumberbatch ist ein solcher.

Überhaupt weist die britische Fernsehlandschaft eine hohe Qualität ihrer Darsteller auf. Viele arbeiten nicht nur für das Fernsehen. Ein gutes Beispiel ist die weltweit erfolgreiche Serie »Downton Abbey« über das Leben in einem englischen Herrenhaus Anfang des 20. Jahrhunderts, in dem Adelsfamilie wie auch Personal durch die sozialen und politischen Umbrüchen in ihrem Selbstverständnis durcheinander gebracht werden. Downton Abbey beschäftigt Dame Maggie Smith in der Rolle der verwitweten Countess. Sie kann durch bloßes Hochziehen der Augenbrauen nicht nur das Missfallen einer einzelnen Person, sondern den Dünkel einer ganzen Klasse zum Ausdruck bringen. Sie verkörpert eine aussterbende Art: die englischen Aristokratie mit festen Strukturen. Dabei gelingt Maggie Smith das Kunststück, ihre konservative Adlige nicht nur sympathisch erscheinen zu lassen, sondern sie mehrdimensional zu spielen. »Downton Abbey« erhielt 2012 und 2013 den Preis als bestes Drama.

Dieses Jahr ging der Preis für das beste britische Drama zum insgesamt sechsten Mal an »Dr. Who«, dem Beweis, dass Briten Science Fiction können. Das ist nicht ganz überraschend. Der Doktor in der blauen Telefonbox feierte 2013 unter großem Medienrummel seinen 50. Geburtstag. Die Briten sind ihren Fernsehserien eben auch besonders treu.

Britisches Fernsehen ist inzwischen zu einer eigenen Marke geworden. Serien wie »Inspektor Barnaby«, »Ashes to Ashes«, »Absolutely Fabulous«, »Downton Abbey« oder »Sherlock« haben treue Anhänger weltweit. In Fachgeschäften gibt es eigene Regale mit britischen Dramen oder Comedy-Shows wie »Little Britain«. Das besondere ist, dass diese Programme sich trauen, unsympathisch zu sein, manchmal brutal nah am Leben, mit fantastischen Schauspielern ausgestattet und mit Liebe zum Detail. Da lässt sich auch drüber hinweg sehen, dass das treue britische Publikum das Dschungelcamp zum beliebtesten Unterhaltungsprogramm gekürt hat.

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