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Violette Silberstein / November 1925 - 28. 1. 2014

Musik und Vernichtungslager - unmöglich, diese Antipoden zusammen zu denken. Und doch entstand in faschistischer Leidenshölle, im Emsland, eines der bewegendsten, weltbekannten Lieder: das Moorsoldatenlied. Auch in anderen Lagern trieb die SS die Arbeitssklaven gern unter Gesang in Steinbrüche und Schächte. In Auschwitz gab es gar ein Mädchenorchester. Es spielte am Tor. Neuankommende Todgeweihte meinten, wo Musik erklingt, kann es so schlimm nicht sein. Kurz darauf starben die Ahnungslosen elendig im Gas. Esther Bejarano vom Mädchenorchester bedrückt dies noch heute. Ihr selbst half die Musik zu überleben. Ebenso Violette Jacquet-Silberstein: »Die Musik hat mich gerettet.« In Rumänien in einer ungarisch-jüdischen Familie geboren, war sie als Kind mit den Eltern nach Frankreich gelangt und lernte mit sieben Jahren Geige spielen. 1943 wurde die Familie nach Auschwitz deportiert und bei der Ankunft sogleich »selektiert«, wie es im NS-Jargon hieß. Violetta sah die Eltern nicht wieder. Zu ihrem Glück nahm sie Alma Rosé, Dirigentin des Mädchenorchesters und Nichte von Gustav Mahler, auf. Nach ihrer Befreiung in Bergen-Belsen am 15. April 1945 legte Violetta die Geige beiseite. »Weil ich zu schlecht war«, behauptete sie. Sie feierte Erfolge als Cabaret-Sängerin in Paris und Toulon. ves

Kurt Krenn / 28. 6. 1936 - 25. 1. 2014

Von einer »geheimen Kommandoaktion im Vatikan« war in den Medien zu lesen, sogar die »Götterdämmerung« wurde als Metapher bemüht. Der Mann, der im Jahr 2004 die kurialen Behörden auf Trab brachte und Papst Johannes Paul II. zur persönlichen Intervention veranlasste, war »ein fettleibiger Pfaffe, der Wahrheiten verbiegt und sich selbst zum Wurschtl macht«, wie es der »Spiegel« formulierte. Die Rede ist vom Sex- und Pornoskandal am Priesterseminar von St. Pölten (Niederösterreich) und dem renitenten Diözesanbischof Kurt Krenn. Polizeiliche Ermittlungen hatten damals ans Licht gebracht, dass Studenten der Anstalt Zehntausende Pornobilder, darunter verbotene Kinderaufnahmen, aus dem Internet auf Seminar-Computer heruntergeladen hatten. Die Ausbildungsstätte wurde zunächst geschlossen; Krenn, der von »Bubendummheiten« gefaselt hatte, trat zurück. Es gab, wie sich später zeigte, weit Schlimmeres als St. Pölten. Der Skandalsumpf, in dem katholische »Würden«-Träger weltweit wateten, hatte mit den morastigen Niederungen Niederösterreichs noch längst nicht seine größte Ausdehnung erreicht. ibo

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