El Salvador: Linkskandidat muss in die Stichwahl

FMLN-Vizepräsident Sánchez Cerén verfehlt 50-Prozent-Marke knapp / Antikommmunist Quijano erhält 39 Prozent / Nächste Runde am 9. März

  • Lesedauer: 2 Min.

San Salvador. Bei der Präsidentschaftswahl in El Salvador hat der Kandidat der regierenden Linkspartei Befreiungsfront Farabundo Martí (FMLN) die für einen Sieg im ersten Durchgang erforderliche Marke von mehr als 50 Prozent knapp verfehlt. Wie das Oberste Wahlgericht am Sonntagabend mitteilte, lag der 69-jährige amtierende Vizepräsident Salvador Sánchez Cerén mit etwa 49 Prozent der Stimmen an erster Stelle. Die Stichwahl soll am 9. März stattfinden.

Auf dem zweiten Platz landete den Angaben zufolge nach Auszählung von vier Fünfteln der Wahllokale der 67-jährige Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador, Norman Quijano, ein ehemaliger Zahnarzt und glühender Antikommmunist von der rechten Nationalrepublikanischen Allianz (Arena). Er kam demnach auf rund 39 Prozent der Stimmen.

Sánchez Cerén, ehemaliger Kommandeur der einstigen Guerillaorganisation FMLN, und Quijano erklärten sich bereit für die Stichwahl. Sánchez Cerén gab an, er sei gut gerüstet. Er werde Quijano dann nicht um zehn Prozentpunkte, sondern um mehr als zehn Prozentpunkte abhängen. Es werde ein »großer Sieg« sein, sagte er bei einer Pressekonferenz in San Salvador. Quijano versicherte seinerseits, dass er im zweiten Durchgang siegen könne.

Sánchez Cerén wird dem linken Flügel der FMLN-Partei zugerechnet. Sein Parteifreund, der gemäßigte Staatschef Mauricio Funes durfte nicht wieder kandidieren. Sollte Sánchez Cerén als Sieger aus der Stichwahl hervorgehen, wäre er der dritte lateinamerikanische Staatschef mit Guerilla-Vergangenheit - nach der Brasilianerin Dilma Rousseff und dem Uruguayer José Mujica. Bei der Stimmabgabe überraschte Sánchez Cerén mit der Bemerkung, er wolle eine Regierung bilden, die »für alle Tendenzen« offenstehe, und dem Appell an seine Gegner, einen »großen nationalen Pakt« für El Salvador zu schließen.

Das rechtskonservative Lager trat bei der Präsidentschaftswahl gespalten an. Der ehemalige Staatschef der Jahre 2004 bis 2009, Antonio Saca, der vor fünf Jahren gemäß der Verfassung nicht sofort für eine zweite Amtszeit kandidieren durfte und sich jetzt wieder bewarb, dürfte Quijano einige Stimmen konservativer Wähler abgejagt haben. Wegen des Wahldesasters im Jahr 2009 war Saca aus der Arena-Partei ausgeschlossen worden.

Insgesamt waren in dem zentralamerikanischen Land etwa 4,9 Millionen Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. Sowohl Sánchez Cerén als auch Quijano hatten im Wahlkampf versprochen, die in El Salvador grassierende Armut und Kriminalität zu bekämpfen. Sánchez Cerén spricht sich für ein Programm zur Wiedereingliederung krimineller Bandenmitglieder in die Gesellschaft aus. Quijano steht für eine rigorose Sicherheitspolitik. dpa/nd

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