Kurze Wege
Uwe Kalbe über den bevorstehenden Arbeitsbeginn in der neuen BND-Zentrale
Früher als geplant werden am Montag die ersten 170 Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes am neuen Hauptsitz in Berlin ihre Arbeit aufnehmen. Der Bericht der »Berliner Zeitung« lässt einen Hauch Stolz des Auslandsgeheimdienstes anklingen. Der sei ihm gegönnt.
Denn die BND-Leute hatten in der letzten Zeit wenig Grund zur Freude. Und der milliardenschwere Umzug nach Berlin, in die Nähe des Kanzleramtes, war im Rückblick auch keine wirklich überzeugende Entscheidung. Die Begründung, man könne die Bundesregierung auf kurzem Wege über politische Entwicklungen informieren, provoziert mittlerweile allenfalls höhnisches Kichern. Denn bestens informiert über die Interna der Bundesregierung ist offenbar jederzeit die US-Regierung. Dabei ist das Weiße Haus doch so endlos weit entfernt von Berlin, dass Pullach beinahe als Terrasse für das Bundeskanzleramt erscheint. Der Verfassungsschutz wiederum, mit seiner Zentrale in Köln, war so weitab vom Schuss, dass er es nicht einmal knallen hörte, als die NSU-Nazis ihre Morde verübte.
Der geplante NSA-Ausschuss des Bundestags wird sich vermutlich auch mit der Rolle des BND im Konzert der westlichen Spionageapparate beschäftigen. Kurze Wege vom BND-Schreibtisch in den Zeugenstand wären dabei sicher von Vorteil. Doch so früh wird der Berliner Sitz nicht fertig.
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