BlockaDo statt Selbstblockade

Nach Jahren der Zersplitterung vernetzen sich in Dortmund die dortigen Nazi-Gegner

  • Marcus Meier
  • Lesedauer: 3 Min.
In Dortmund ist die Nazi-Szene besonders aktiv, doch ihre Gegner zeigten sich oft zerstritten. Das soll sich nun ändern: Am Wochenende fand eine erste Aktionskonferenz nebst Blockade-Training statt.

Jahrelang war der Widerstand gegen Dortmunds besonders umtriebige, militante und unverschämte Nazi-Szene zersplittert. Zwei Bündnisse hatten zwar das Ziel, braune Aufmärsche zu verhindern. Doch saßen sie eher gegen- als nebeneinander auf der Straße. Das 2009 gegründete Bündnis »Dortmund stellt sich quer« umfasst Linkspartei, Antifagruppen und weitere Akteure links von SPD und Grünen. Die wiederum hatten sich 2012 zusammen mit Gewerkschaftern, Kirchenleuten und anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren im Bündnis »Dortmund nazifrei« zusammen geschlossen.

Getrennt konnte man in den letzten Jahren Nazi-Demonstrationen zwar be-, aber nicht verhindern. Seit Kurzem jedoch existiert mit BlockaDo ein »bündnisübergreifendes Bündnis«, wie ein Redner gestern auf der ersten Aktionskonferenz des neuen aktionsorientierten Zusammenschlusses sagte. In letzter Zeit näherten sich die unterschiedlichen Akteure an, verabredeten sich zu kurzfristigen Aktionen, setzten sich schließlich »mal wieder an einen Tisch«. Das Ergebnis: BlockaDo, das nun vom sozialdemokratischen Gewerkschafter bis hin zum Autonomen viele Akteure vereint. »Mit BlockaDo sollte es uns gelingen, effektiver zu blockieren«, sagt Sprecher Stefan Michaelis gegenüber »nd«. Auch eine Webseite hat man schon: www.blockado.info.

Auf der recht gut besuchten Konferenz referierte eine Vertreterin des lokalen »Forums gegen Rassismus« den Weg der einflussreichen regionalen Autonomen Nationalisten vom 2012 verbotenen »Nationalen Widerstand Dortmund« zur Partei »Die Rechte«, die vom Parteiprivileg profitiert. Schnell hätten die Kameraden wieder handlungsfähige Strukturen aufgebaut, ein neues nationales Zentrum eröffnet und träten zur Kommunalwahl Ende Mai an. In den Stadtrat bringen wollen sie ausgerechnet den einstigen Nazi-Hooligan Siegfried »SS-Siggi« Borchardt. Andere Vorträge beschäftigten sich mit den Codes der Nazi-Szene und offenen Fragen im NSU-Prozess. Nach »nd«-Redaktionsschluss sollte ein Blockadetraining stattfinden.

Der BlockaDo-Aktionskonsens wurde inspiriert von erfolgreichen Anti-Nazi-Blockaden insbesondere in Dresden: »Wir sind entschlossen, Naziaufmärsche mit Blockaden zu verhindern.« Vielfalt begreife man als Stärke. Jeder könne bei den »Menschenblockaden« mitmachen. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil der einstige sozialdemokratische Polizeipräsident der sozialdemokratisch dominierten Stadt noch vor einigen Jahren Plakate kleben ließ, auf denen es hieß: »Blockaden stärken die Falschen!«.

Einer Zusammenarbeit nicht mehr wirklich im Weg steht der Konflikt um das Thema Nahost, also der nicht immer hundertprozentig rational nachvollziehbare Streit innerhalb der deutschen Linken zwischen »Antideutschen« und »Antiimperialisten« als Extrempole. Vielleicht auch deshalb, weil Dortmunds (einstige) Antideutsche sich diesbezüglich ideologisch abgeschliffen haben.

Noch wettern die einschlägigen Zentralorgane »bahamas« respektive »junge Welt«, weil ihr jeweiliges Spektrum jetzt mit dem verfeindeten Lager gemeinsame Sache mache. Papier ist geduldig - im realen Leben jedoch steht am 1. Mai die erste Bewährungsprobe für BlockaDo an: Am Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse wollen die Braunen wieder demonstrieren. »Nazi-Aufmarsch in Dortmund blockieren! Zusammen. Solidarisch. Entschlossen.«, ist auf den Mobilisierungsplakaten von BlockaDo zu lesen.

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