Tönnies: Schalke reist nicht zu Putin

Vorstandschef dementiert: »Keine Festlegung für einen solchen Termin« / Möglicher Kreml-Besuch hatte für breite Kritik gesorgt / Linken-Politikerin Dagdelen nennt Schelte »völlig deplatziert«

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Nach seinen Äußerungen zu einer Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin an den FC Schalke 04 musste sich Vorstandschef Clemens Tönnies einige Kritik anhören. Jetzt stellte er klar: Es gibt aktuell keine Pläne für eine Reise des Bundesligisten nach Moskau. »Fakt ist: Es gab noch nie und gibt keine Festlegung für einen solchen Termin«, ließ er am Donnerstag über den Sprecher seines Unternehmens mitteilen. Tönnies' Aussage habe weiter Bestand, »dass es aktuell auch keine Beschäftigung mit dieser Frage gibt, da dies aufgrund der aktuellen politischen Situation nicht angebracht wäre«. In einem Interview mit dem »Handelsblatt« hatte der Fleischfabrikant zuvor auf die Frage, wann die Schalker Mannschaft zu Putin fliegen würde, geantwortet: »Sicher nicht vor der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer. Zudem hat der Präsident im Augenblick sicher viel wichtigere Themen auf der Tagesordnung. Es ist jetzt nicht die Zeit dafür.«

Dies war so interpretiert worden, dass aktuell eine Reise geplant sei oder Reisepläne für die Zukunft bestünden. Vor allem aus der Politik war daraufhin scharfe Kritik an Tönnies laut geworden. Dagegen wies die Linkenpolitikerin Sevim Dagdelen die Kritik an Tönnies zurück - diese sei »völlig deplatziert«, sagte sie dem »Handelsblatt«. Der Schalke-Sponsor Gazprom sei bekanntermaßen ein Betrieb in öffentlicher Hand. »Insofern ist es nicht ungewöhnlich, dass man sich mit Putin trifft«, so die Sprecherin für internationale Beziehungen der Linksfraktion. Mit Blick auf Kritik an Tönnies aus der Union sagte Dagdelen, es sei »abstoßend, dass die Union den Sport als politische Waffe für ihre Eskalationspolitik gegen Russland missbrauchen will. Und wer bis zuletzt einem Kriminellen wie Uli Hoeneß die Stange gehalten hat, sollte jetzt lieber erst nachdenken bevor er den Mund aufreißt«. Der Chef des Europa-Ausschusses im Bundestag, Günther Krichbaum (CDU), hatte zuvor erklärt, mit einem möglichen Besuch bei Putin missbrauche Tönnies die Mannschaft »wahrscheinlich für seine wirtschaftlichen Interessen«.

Ähnlich hatte sich auch CDU-Generalsekretär Peter Tauber in der »Bild« geäußert: »In der momentanen Lage eine Einladung in den Kreml anzunehmen und sich so instrumentalisieren zu lassen, zeugt nicht wirklich von Fingerspitzengefühl.« Die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, warf Tönnies in der »Süddeutschen Zeitung« vor, er nutze den Verein, um sein Investment in Schweineanlagen in Russland zu fördern. Göring-Eckardt ist auch Mitglied bei Schalke und will sich auf der nächsten Mitgliederversammlung dafür einsetzen, dass nach Ablauf des Vertrages mit Gazprom ein Partner gesucht werde, »der den Schalker Prinzipien von Demokratie und Meinungsfreiheit besser entspricht«.

Gegenüber dem »Handelsblatt« sagte SPD-Vorstandsmitglied Joachim Poß, selbst Mitglied bei Schalke, Tönnies solle nicht so tun, als wäre der Fußball kein Phänomen der Gesellschaftspolitik. »Repräsentanten populärer und prominenter Fußballvereine erliegen einer Illusion, wenn sie meinen, ihr Verhalten von dem politischen Umfeld isolieren zu können«, so Poß. »Mit seinen Reiseplänen belastet Herr Tönnies unnötig den Verein in der wichtigen Phase des Kampfes um die Champions-League-Plätze.«

Der FC Schalke 04 steht ohnehin wegen seines Trikotsponsors Gazprom im Fokus. Tönnies hatte im »Handelsblatt« betont, dass der Club trotz der umstrittenen Rolle Russlands in der Ukrainekrise zur Zusammenarbeit mit dem russischen Staatskonzern steht. »Verträge sind einzuhalten und Verbindungen dürfen nicht abbrechen«, hatte Tönnies gesagt. Gazprom habe sich immer hervorragend verhalten. Agenturen/nd

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