Kein Schnee auf den Oberarmen

Täve Schur und nd-Mannschaft kämpfen sich beim verregneten Velothon durch Berlin

12 500 Hobbyrenner wollten am Sonntag beim 7. Berliner Velothon starten. So mancher ließ sich vom heftigen Regen abhalten, von 62 nd-Fahrern aber kamen die meisten an den Start des Jedermannrennens.

Der bekannteste Fahrer der nd-Mannschaft beim Berliner Velothon am Sonntag war gleichzeitig der älteste Starter überhaupt: Gustav Adolf Schur, Jahrgang 1931, Straßenweltmeister und Friedensfahrtsieger. Beim morgendlichen Fototreff um 6.30 Uhr erwies sich Täve Schur noch dazu als einer der schlagfertigsten. Aufs Alter angesprochen scherzte er mit den anderen Hobbyfahrern: »Wenn ich mich hier umsehe, sehe ich nicht unbedingt wie der Älteste aus!« Er meckerte über das Wetter: »Arschkalt!«, wollte aber keinesfalls Klagen über die klamme Luft bei nur 10 Grad anstimmen: »Als wir früher gefahren sind, lag manchmal Schnee auf unseren Oberarmen.«

Unverdrossen machte sich der einstige Friedensfahrtheld schließlich im türkisfarbenen nd-Trikot auf die 63-Kilometer-Strecke, am Ende stand für den 83-Jährigen aus Heyrothsberge mit 2:22:24 Stunden eine sehr passable Zeit auf der Anzeigetafel. Mit einem Schnitt von 26,64 Stundenkilometern war Täve durch den Dauerregen von Berlin gerauscht, nicht alle im nd-Team waren dabei so schnell wie er unterwegs. In seiner Altersklasse war er Erster, wobei die Zeit allerdings mangels Konkurrenz keine Rolle spielte.

Resultate

40 nd-Fahrer haben trotz Dauerregens das Ziel des Velothons 2014 erreicht. Wir sind stolz darauf, dass wir in den verschiedenen Altersklassen sogar drei Siege durch Täve Schur, Reinhard Runge und Anke Speth einsammeln konnten. Das ist Premiere fürs nd-Team. Unser Dank gilt jedoch selbstredend allen Teilnehmern. Hier sind ihre Ergebnisse. Ausführliche Resultate des Velothons finden Sie auch hier.
 

Die Veranstalter des Jedermannrennens versuchten die erste verregnete Ausgabe des Velothons positiv zu sehen. Immerhin hatte es bei den sechs Rennen zuvor nur einmal etwas stärker geregnet, 2010, als die Starter auf der 120-Kilometer-Distanz unterwegs von mehreren Gewittern überrascht worden waren. Dieses Jahr hatte das nasskalte Wetter einen unerwarteten Positiveffekt, wie Velothon-Sprecher Reinald Achilles mitteilte: »Es gab weniger Stürze als sonst, bei Regen fahren alle vorsichtiger.«

Wetterentsprechend waren allerdings auch deutlich weniger Menschen an die Rennstrecke gekommen, die vom Brandenburger Tor aus durch den Süden und Westen der Stadt führte, traditionell über Havelchaussee und Tempelhofer Feld. Auf der langen Velothon-Strecke über 120 Kilometer führte der Kurs ins Brandenburgische über Kleinmachnow und Ludwigsfelde und dann zurück zum Ziel auf der Straße des 17. Juni.

Von den insgesamt 62 angemeldeten Fahrern der nd-Mannschaft kamen immerhin 41 nach dem Zieleinlauf noch einmal beim Mannschaftswagen vorbei. Einer der ersten war Benjamin Kindt aus Rostock, der über 63 Kilometer gestartet war. Der 25-Jährige war mit seiner Frau nach Berlin gereist, um in der nd-Mannschaft mitzufahren. Seinen ersten Velothon fand er »trotz des Wetters okay«: »Nur einen schlimmen Sturz habe ich gesehen, in einer langen Kurve rutschten die Leute einfach weg.«

Einen Altersklassensieg feierte nd-Fahrer Reinhard Runge (Jahrgang 48), er wurde Sieger der Altersklasse Senioren 4 (Jahrgänge 1953-44) über 120 Kilometer. Dem Hobby-Straßenradsportler hatte allerdings ein Profi in der Vorbereitung tatkräftig geholfen: »Im letzten Jahr hatte ich beim Kilometer 70 Krämpfe, dieses Jahr nicht. Und weißt Du warum? Ich hab mich vorm Rennen von Eule Ruthenberg massieren lassen.« Dieter »Eule« Ruthenberg war einst Masseur beim Telekom-Team, wo er unter anderem dem Rostocker Jan Ullrich bei seinem Toursieg die Waden knetete. Ruthenberg wohnt in der Nachbarschaft des nd-Fahrers, in Pankow.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -