Credit Suisse zahlt 2,6 Milliarden Dollar in Steuerstreit mit USA
Schweiz erwartet weitere hohe Bußen für Banken
New York. Im Steuerstreit mit den USA muss die Schweizer Großbank Credit Suisse eine Strafe von 2,6 Milliarden Dollar zahlen. Credit Suisse hat US-Bürgern bei der Steuerhinterziehung geholfen, erklärte das US-Justizministerium am Montag in Washington. Dies sei die höchste je verhängte Strafe in einem Steuerverfahren, hieß es nach Angaben des Ministeriums in Washington. Die US-Justiz macht verstärkt Jagd auf Steuersünder und hat sich dabei vor allem auf Schweizer Banken eingeschossen. Unter dem Druck der US-Regierung hat die Schweiz ihr Bankgeheimnis durchlöchert.
US-Justizminister Eric Holder warf der Bank am Montagabend in Washington (Ortszeit) vor, in den Ermittlungen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung nicht genügend kooperiert zu haben. Die Credit Suisse habe in erheblichem Umfang US-Steuerzahlern dabei geholfen, Steuern zu hinterziehen, und dafür einen großen Aufwand betrieben, sagte Holder. Als das Ministerium die Bank über die Ermittlungen informierte, habe sie sich unkooperativ verhalten. Unter anderem habe sie wichtige Dokumente vernichtet.
18. Februar 2009
Die Großbank UBS erklärt sich in einer Affäre um Beihilfe zu Steuerhinterziehungen zur Zahlung von 780 Millionen Dollar (622 Mio Euro) an die US-Regierung bereit. Die UBS will zudem Informationen zu Geheimkonten einer Reihe von US-Kunden weitergeben.
15. Juni 2010
Der Schweizer Nationalrat stimmt für einen Staatsvertrag mit den USA, der die Freigabe von Bankdaten von fast 4500 US-Kunden der UBS ermöglicht.
3. Januar 2013
Die Schweizer Bank Wegelin & Co. erklärt sich vor einem New Yorker Gericht schuldig, Kunden dabei geholfen zu haben, mehr als 1,2 Milliarden Dollar am US-Fiskus vorbeizuschleusen. Wegelin zahlt insgesamt 74 Millionen Dollar (56 Mio Euro).
14. Februar 2013
Amerikaner können künftig kein Schwarzgeld mehr in der Schweiz verstecken. Mit einem entsprechenden Abkommen verpflichtet sich die Schweiz zur Einhaltung der Vorschriften des US-Steuergesetzes »Foreign Account Tax Compliance Act« (Fatca).
29. August 2013
Washington und Bern einigen sich im Streit um Schwarzgeld-Milliarden von Amerikanern. Schweizer Banken können sich gegen hohe Bußen von Strafverfolgung in den USA freikaufen. Ausgeschlossen von dem Programm sind 14 Banken, die konkret im Visier der Amerikaner sind: Sie müssen Vergleiche aushandeln, um Anklagen zu entgehen. Dazu gehören die Credit Suisse, die Zürcher und die Basler Kantonalbanken sowie das Bankhaus Julius Bär.
17. Oktober 2013
Die Schweizer Privatbank Frey stellt unter dem Druck der US-Steuerfahndung ihre Geschäftstätigkeit ein.
17. November 2013
Die Liste der 14 Schweizer Banken, gegen die die US-Justizbehörden wegen Steuervergehen ermitteln, könnte in Zukunft noch länger werden. Das sagt die stellvertretende US-Justizministerin und Chefanklägerin in Steuerfragen, Kathryn Keneally. dpa/nd
In Medienberichten war bereits über eine Strafe in der Größenordnung spekuliert worden. Die Credit Suisse hat teilweise bereits Rückstellungen wegen der Steuerstreitigkeiten gebildet, was ihr zu Jahresbeginn sogar einen Verlust einbrockte.
Das US-Justizministerium habe auf das Schuldeingeständnis gedrängt, weil es die Auffassung gebe, dass die Bank bei den seit mehreren Jahre laufenden Ermittlungen nicht in vollem Umfang kooperiert habe, schrieb die »Financial Times« unter Berufung auf eingeweihte Personen.
Die Credit-Suisse-Spitze zeigte sich in einer ersten Reaktion reuevoll. »Wir bedauern das Fehlverhalten im früheren grenzüberschreitenden US-Geschäft außerordentlich«, sagte Konzernchef Brady Dougan laut Mitteilung.
Trotz des Schuldeingeständnisses muss die Großbank wohl nicht um ihre Banklizenz in den USA fürchten: »Die CS erwartet keine Auswirkungen auf ihre Lizenzen und keine wesentlichen Auswirkungen auf ihre Fähigkeiten das operative Geschäft zu betreiben«, hieß es weiter.
Credit-Suisse-Chef Dougan war im Februar vor einen Untersuchungsausschuss des US-Senats zitiert worden. Dabei räumte er Verstöße gegen Steuergesetze ein und entschuldigte sich dafür. Er schob die Schuld allerdings auf eine kleine Gruppe von Angestellten.
Der Ausschuss sieht das anders. In einem Bericht hieß es, dass 1800 Mitarbeiter dabei geholfen hätten, in 22 500 Konten rund 10 Milliarden Dollar vor der US-Steuerbehörde zu verstecken. Dougan selbst bezifferte das Volumen auf rund 7 Milliarden Dollar. Der US-Amerikaner steht seit sieben Jahren an der Spitze der Schweizer Bank.
Sein Posten bei der Credit Suisse ist offenbar nicht in Gefahr. Medien hatten wiederholt über einen möglichen Rücktritt von Brady Dougan oder Verwaltungsratspräsident Urs Rohner spekuliert.
Der Umfang der vermuteten Verfehlungen ist aber kleiner als vor Jahren beim Schweizer Rivalen UBS. Dieser soll 19 000 Amerikanern bei der Steuerhinterziehung geholfen haben. Dabei sollen bis zu knapp 18 Milliarden Dollar versteckt worden sein. Anders als die Credit Suisse räumte die UBS 2009 schnell ihre Schuld ein und gab auch die Daten von insgesamt 4700 Kunden an die US-Regierung. Sie kam mit einer Strafe von 780 Millionen Dollar vergleichsweise günstig davon.
Es gab jedoch bereits ein prominentes Opfer: Vor einem Jahr musste die älteste Schweizer Bank schließen, das Bankhaus Wegelin. Die 272 Jahre alte Traditionsfirma hatte sich der Beihilfe zur Steuerhinterziehung für schuldig bekannt. Demnach hat sie ihren Kunden dabei geholfen, mehr als 1,2 Milliarden Dollar vor dem amerikanischen Fiskus zu verstecken. Wegelin musste mit 74 Millionen Dollar dafür büßen. Zuvor hatte die Bank allerdings den Großteil ihres Geschäfts verkauft und damit vor dem Zugriff der Amerikaner gerettet.
Schweiz erwartet weitere hohe Bußen für Banken in den USA
Bern. Nach der Beilegung des Steuerstreits der Credit Suisse in den USA mit einer Rekordbuße von 2,6 Milliarden Dollar rechnet die Regierung in Bern mit weiteren hohen Strafen für Schweizer Banken. Die Verhandlungen mit der US-Justiz sollten bald abgeschlossen werden können, sagte Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf am Dienstag.
»Wir werden die Vergangenheit regeln und dann haben wir den Blick klar für die Zukunft«, erklärte sie. Unmittelbar betroffen sind mehr als ein Dutzend größere Banken, darunter die Zürcher Kantonalbank und die Privatbank Julius Bär. Widmer-Schlumpf wies darauf hin, dass die Schweizer Regierung nicht mit am Verhandlungstisch sitze. Es sei Sache der Banken und nicht der Politik, ihre Vergangenheit zu regeln. dpa/nd
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