Wieder keine Lösung für Hebammen

Verhandlungen mit den Krankenkassen wegen steigender Haftpflichtprämien gescheitert / Verband nennt Angebot »inakzeptabel«

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Berlin. Die Verhandlungen über eine stärkere Unterstützung der Hebammen wegen steigender Haftpflichtprämien sind vorerst gescheitert. Das teilten der Spitzenverband der Krankenkassen und der Deutsche Hebammenverband am Freitag in Berlin mit. Beide Seiten hätten sich nicht einigen können. »Das Angebot war für die Hebammenverbände nicht akzeptabel. Die Hebammen müssen die 20-prozentige Erhöhung der Prämien auf über 5.000 Euro damit zunächst komplett selbst ausgleichen«, so der Deutsche Hebammenverband. Erneut müsse die Schiedsstelle eingeschaltet und die dadurch entstehende Zeitverzögerung in Kauf genommen werden. »Durch das Schiedstellenverfahren verzögert sich der bereits seit Jahren gesetzlich vorgeschriebene Ausgleich durch die Krankenkassen unnötig. Jetzt warten nicht nur die Hebammen mit wenigen Geburten auf den Sicherstellungszuschlag, sondern auch alle anderen freiberuflich in der Geburthilfe tätigen Hebammen bleiben eine ungewisse Zeit auf ihren Kosten sitzen«, so Jeschke.

»Wir verhandeln seit Monaten mit dem GKV-Spitzenverband, aber die Krankenkassen sind nicht bereit, die nachgewiesene Mehrbelastung der geburtshilflich tätigen Hebammen ausreichend auszugleichen«, sagte Katharina Jeschke, Präsidiumsmitglied des Deutschen Hebammenverbandes. Die Krankenkassen hätten ein Angebot vorgelegt, bei dem alle geburtshilflich tätigen Hebammen auf die Aufstockung durch den von der Politik geplanten »Sicherstellungszuschlag« angewiesen wären. Dieser befinde sich aber noch im Gesetzgebungsverfahren und kann deshalb keine verlässliche Kalkulationsbasis sein. »Hebammen brauchen die versprochene Hilfestellung, die von Bundesgesundheitsminister Gröhe auf den Weg gebracht wird. Dies kann jedoch nicht für alle freiberuflichen Hebammen in der Geburtshilfe die Lösung sein. Das Angebot der Krankenkassen ist für die Hebammen inakzeptabel. Freiberufliche Hebammen benötigen den finanziellen Ausgleich der beruflichen Kosten, um ihre Arbeit anbieten zu können«, sagt Katharina Jeschke.

Betroffen von dem jetzigen Scheitern der Verhandlungen sind alle freiberufliche Hebammen, die in Kliniken, in Geburtshäusern und zuhause Frauen während der Geburt begleiten. Sie betreuen fast ein Viertel aller Geburten in Deutschland. Für sie steigt die aktuelle Haftpflichtprämie zum 1. Juli 2014 auf 5.091 Euro. Die Kosten von rund 2.500 freiberuflichen Hebammen in der Geburtshilfe stiegen insgesamt um knapp zwei Millionen Euro ab 1. Juli 2014, so die Kassen. Das Problem der steigenden Prämien betreffe in erster Linie Hebammen mit relativ wenigen Geburten, da ihnen die Ausgleichszahlungen der Kassen nicht reichen. Die Kassen teilten mit, sie hätten drei Vorschläge gemacht, wie Hebammen mit wenigen Geburten durch die Prämiensteigerung zur Berufshaftpflicht nicht überlastet werden. Komme es bis zum 30. Juni zu keiner Einigung, könne die Vergütung aufgrund eines älteren Vertrags sogar sinken. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte mehrere Schritte angekündigt, um die Lage der Hebammen zu entspannen. nd/mit Agenturen

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