Politmanager

Ex-Wirtschaftsminister Werner 
Müller könnte beim Atomausstieg mitmischen

Er selbst hat sich offiziell noch nicht dazu geäußert. Doch laut dem »Handelsblatt« soll Werner Müller mögliche Verhandlungen über den von den Energiekonzernen gewünschten Fonds zum Atomausstieg leiten. Dem Vernehmen nach stünde der 67-Jährige für den Job bereit. Bislang ist das eine theoretische Überlegung - die Politik lehnt Gespräche über eine AKW-Bad-Bank bislang ab.

Die Personalie Müller wäre naheliegend: Der gebürtige Ruhrpottler hat sich schon öfter als Scharnier zwischen Energiewirtschaft und Regierungspolitik betätigt. Und das Managen heikler Projekte gehört zu seinen Stärken. Etwa nachdem Gerhard Schröder 1998 seinen parteilosen Energieberater Müller, der zuvor zweieinhalb Jahrzehnte lang für RWE und den E.on-Vorgänger VEBA gearbeitete hatte, als Wirtschaftsminister ins erste rot-grüne Bundeskabinett holte. Der Volkswirt und Sprachwissenschaftler handelte mit dem vom Grünen-Politiker Jürgen Trittin geleiteten Umweltministerium ein Atomausstiegsgesetz aus, mit dem die AKW-Betreiber gut leben konnten. Außerdem gestaltete er die Neuordnung des deutschen Energiesektors maßgeblich mit, in dem er per Ministererlaubnis die Übernahme der Ruhrgas AG durch seinen früheren Arbeitgeber E.on gegen ein Kartellamtsverbot durchsetzte.

Im Berliner Politikbetrieb kam indes Müllers Direktheit nicht gut an. Und nach Schröders Wiederwahl sollte doch wieder ein Parteipolitiker das aufgewertete Wirtschaftsressort leiten. Doch Müller blieb an der Nahtstelle zwischen Politik und Energiewirtschaft: Als Chef der Ruhrkohle AG (RAG) von 2003 bis 2008 bestimmte er die Konditionen der Abwicklung des deutsche Steinkohlebergbaus sowie die Ausgliederung der Chemie-, Energie- und Immobiliensparte (Evonik) mit. Mittlerweile leitet Müller die RAG-Stiftung, die sich im Staatsauftrag um die Ewigkeitslasten des Bergbaus zu kümmern hat. So wie der Kohleausstieg konzernfreundlich vonstatten geht, stellen sich die Energiekonzerne auch den Atomausstieg vor. Und Werner Müller wäre dabei ihre erste Wahl.

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