Kein Recht auf Sonderurlaub

Fragen & Antworten: Der Fußballfan am Arbeitsplatz

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Fußball-WM 2014 geht los. Was muss der Fan am Arbeitsplatz alles beachten?

Fragen & Antworten von der Deutschen Anwaltauskunft, dem Rechtsinformationsportal des Deutschen Anwaltvereins (DAV):

Kann der Fan spontan Sonderurlaub nehmen?

Wer im WM-Fieber jetzt noch spontan Urlaub nehmen möchte, muss darauf hoffen, dass er gerade nicht dringend gebraucht wird und nicht zu viele Kollegen die gleiche Idee hatten. Denn Arbeitgeber können Urlaubswünsche ablehnen, wenn wichtige betriebliche Gründe dagegensprechen.

Auch wenn der Fußballkult bei jeder Weltmeisterschaft größer zu werden scheint: Einen Rechtsanspruch auf WM-Urlaub können Arbeitnehmer nicht in Anspruch nehmen - weder bezahlt noch unbezahlt.

»Der Arbeitgeber muss Urlaubswünsche des Arbeitnehmers generell berücksichtigen. Er kann sie aber auch ablehnen, wenn wichtige betrieblich Gründe dagegensprechen, zum Beispiel ein wichtiges Großprojekt«, sagt Rechtsanwältin Dr. Barbara Reinhard von der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV). »Ein solcher Grund kann auch darin liegen, dass bereits zu viele andere Kollegen im Urlaub sind.« Nötig wäre also gewesen, die eigenen Urlaubswünsche rechtzeitig anzumelden. Ist der Urlaub allerdings erst einmal genehmigt, können Fußballfans die WM unbesorgt genießen. Der Chef darf sie in der Regel nicht aus dem Urlaub zurückrufen.

Darf der Arbeitnehmer während der Arbeitszeit auf WM-Spiele wetten?

Kaum ein Büro hierzulande ist denkbar ohne Tippspiel in den WM-Tagen: Schmeißt Italien Deutschland wieder raus, und wer schafft es über die Vorrunde hinaus?

Vor allem sollten sich Arbeitnehmer aber eines fragen: ob sie während ihrer Arbeitszeit überhaupt wetten dürfen. »Grundsätzlich sind Wetten im Büro erlaubt. Aber man darf sich damit nur in den Arbeitspausen befassen«, sagt Rechtsanwalt Reinhard Schütte vom DAV.

Wollen Arbeitnehmer online wetten, sollten sie vorher prüfen, ob sie das am Büro-PC dürfen. Der Arbeitgeber muss die private Nutzung des Computers erlauben. Festgelegt ist das häufig in den Betriebsvereinbarungen oder im Arbeitsvertrag. Erlaubt der Chef die Internetnutzung nicht, müssen sich seine Mitarbeiter bis zum Feierabend gedulden, um die WM-Ergebnisse zu prüfen.

Sind Deutschland-Fahnen am Arbeitsplatz erlaubt?

Wer zur WM seinen Arbeitsplatz mit Fanartikeln dekorieren möchte, sollte vorher mit seinem Vorgesetzten darüber sprechen. Denn Arbeitgeber können das Schmücken des Arbeitsplatzes untersagen.

Viele Fußballfans möchten während der WM ihre Unterstützung der Nationalmannschaft auch am Arbeitsplatz deutlich machen. Bevor sie Deutschland-Fahnen aus dem Bürofenster hängen und ihren Schreibtisch schwarz-rot-golden schmücken, sollten Arbeitnehmer aber die Erlaubnis ihres Chefs einholen.

»Ein Recht auf private Deko am Arbeitsplatz gibt es für Arbeitnehmer nicht«, sagt Rechtsanwalt Swen Walentowski vom DAV, »denn als Eigentümer der Räumlichkeiten kann der Arbeitgeber das Schmücken des Arbeitsplatzes untersagen.« Die Dekoration mit leicht entflammbarem Material könne zudem gegen die Brandschutzbestimmungen verstoßen.

Wer trotz eines ausdrücklichen Verbots zu sehr Farbe bekennt, dem droht Ärger. Unter Umständen verstößt er damit gegen den Arbeitsvertrag und kann sogar abgemahnt werden. DAV/nd

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal