Fetisch Brazuca

Jirka Grahl im Posto adidas

Aller Anfang ist der Ball. Vor dem Hauptgebäude des »Clube de Regatas Flamengo« in Rio de Janeiros Stadtteil Gavea steht gleich ein zwei Meter hohes Exemplar des WM-Spielgerätes Brazuca - der jeweilige Ball eines Turniers ist ein kultisch verehrtes Objekt geworden. WM-Sponsor adidas, der sich im idyllisch gelegenen Vereinshaus von Flamengo einquartiert hat, setzt auch bei der »Copa« voll auf das Produkt, das in diesen Tagen auf beinahe jedem Foto von der WM zu sehen ist.

Die Sportartikler, die seit 40 Jahren mit der FIFA im Geschäft sind, haben alle Etagen belegt: mit einem schmucken Fernsehstudio und einer eigenen Newsredaktion, aus der die Social-Media-Manager der wichtigsten Märkte ihre täglichen Kampagnen steuern. Von der schicken Dachterrasse aus haben die Adidasler einen freien Blick auf Flamengos Trainingsgelände, den Lago Rodrigo de Freitas und den Corcovado mit Christusfigur. Hier hecken sie die Tweets aus, die dem Brazuca just in diesen Tagen den einmillionsten Follower beschert haben.

Im Fernsehstudio sitzen derweil ein hibbeliger Jungmoderator und eine noch hibbeligere Jungmoderatorin beim »Dugout«, eine interaktive Internetshow, bei der Fußballpromis von Internet-Usern aus aller Welt befragt werden dürfen. Gerade ist Brasiliens WM-Legende Cafu zum Interview da, der einzige Spieler, der es je in drei Endspiele schaffte. Von den Usern kommen Fragen, die sich meist um Fußballer drehen, die in adidas-Schuhen spielen. Cafu beantwortet auch solche nach Halbberühmtheiten wie Liverpools Jon Flanagan geduldig, er sitzt lächelnd unter einer Monitorwand, auf der Brazuca und WM-Pokal zu sehen sind. Der Ball ist dabei dezent größer dargestellt als der Coupe de Jules Rimet. Als die Frage gestellt wird, wer das Finale erreicht, bekommt Cafu den Brazuca zugeworfen, in seiner Finaledition scheint er so begehrenswert wie der Cup selbst.

Wie unausweichlich es der WM-Ball überall hinschafft, sieht man auch im »nd«. Hier hat sich der Brazuca in die tägliche Grafik auf Seite 20 geschmuggelt.

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