Irakischer Staat im Chaos

Parlament vertagte sich / Kurden planen ohne Bagdad

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Die konstituierende Sitzung des irakischen Parlaments ist am Dienstag vor dem Hintergrund der Dschihadistenoffensive im Land gescheitert. Die Abgeordneten in Bagdad konnten sich nicht auf die von der Verfassung vorgeschriebene Wahl eines Parlamentspräsidenten einigen und vertagten sich auf kommende Woche. Angesichts der Kämpfe entsandten die USA 200 weitere Soldaten nach Irak, um, wie es heißt, ihre dortige Botschaft zu schützen. Die US-Vertretung in Bagdad gilt mit ihren knapp 10 000 Geheimdienstlern, Militärs und sonstigen Mitarbeitern als logistisches Zen᠆trum des Pentagons in Mittelost.

Nach tagelangen Kämpfen hat ISIS die strategisch wichtige syrische Stadt Abu Kamal an der Grenze zu Irak eingenommen. Die Milizen hätten volle Kontrolle über Abu Kamal, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag unter Berufung auf Bewohner des Ortes mit. ISIS-Kämpfer hätten zudem in dem Ort Al-Bab mehr als 100 Gefangene freigelassen, nachdem ISIS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi eine »Amnestie« erlassen habe.

Anlass der Begnadigung sei die Errichtung des »Islamischen Kalifats«. Mit der Freilassung der Gefangenen wolle die Gruppe die Sympathien der Bevölkerung gewinnen. Es sei zu erwarten, dass demnächst weitere Hunderte Gefangene auf freien Fuß kämen. In der vergangenen Woche hatten ISIS-Kämpfer in dem nordsyrischen Ort Deir Hafir acht Männer gekreuzigt, weil sie für andere Rebellengruppen gekämpft haben.

Die Kurden in Nordirak wollen nach den Worten ihres Präsidenten Massud Barsani ein Referendum über die Unabhängigkeit abhalten. Ein eigener Staat sei ein »natürliches Recht« der Kurden, sagte Barsani gegenüber BBC, wie der Sender am Dienstag berichtete. Der Irak sei schon jetzt geteilt, sagte Barsani. Es sei nur »eine Frage von Monaten. Man werde für niemanden eine Bedrohung sein. AFP/dpa/nd

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