Mosekunds Montag
Aus der Zeitung erfuhr Herr Mosekund, dass die Stadtverwaltung seine Straße umbenennen wollte. Künftig sollte sie nach einem kürzlich verstorbenen langjährigen Amtsleiter heißen. Herr Mosekund fand das empörend, denn er hatte den Mann als entscheidungsschwach, ideenlos und ängstlich in Erinnerung. Er holte alte Zeitungen aus dem Keller, las noch einmal nach - und ja: Nie hatte der Amtsleiter einen Streit gewagt, immer dem Bürgermeister und seiner Partei gehorcht, Problemen war er möglichst ausgewichen, bis niemand sich mehr an sie erinnern konnte. »Sie könnten«, schrieb Herr Mosekund in einer Eingabe an den Stadtrat, »meine Straße auch gleich in ›Weg des geringsten Widerstands‹ umbenennen.«
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.