Deutsche Medien verbreiten Vorurteile gegen Sinti und Roma
Studie zeigt, wie Journalisten aller Pressearten antiziganistische Stereotype befördern
Berlin. Deutsche Medien verbreiten einer Studie zufolge regelmäßig Vorurteile gegen Sinti und Roma. Sogenannte antiziganistische Stereotype werden demnach von Journalisten aller Medienarten verwendet. Zu diesem Ergebnis kommt die Untersuchung »Antiziganismus in der deutschen Öffentlichkeit« des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde.
Die Forschungsarbeit über die Berichterstattung in Presse, Rundfunk, TV und Internet in Deutschland wurde gemeinsam vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sowie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) präsentiert. Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, betonte, es gebe kaum eine andere Gruppe in Deutschland, die von Diskriminierung so betroffen sei wie Sinti und Roma. »Die stigmatisierende Debatte hat an Schärfe in den letzten Jahren zugenommen«, erklärte Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma. Althergebrachte Vorurteile und rassistische Stereotype würden von öffentlich-rechtlichen ebenso wie von privaten Sendern, von Qualitäts- ebenso wie von Boulevardmedien verbreitet, sagte der Autor der Studie, Markus End.
Als aktuelles Beispiel stigmatisierender Berichterstattung nannte End unter anderem den Fall »Maria«. Dabei sei im Herbst 2013 in Griechenland ein blondes, hellhäutiges Mädchen von ihrer Roma-Familie getrennt und in staatlichen Gewahrsam genommen worden. Ihre leiblichen Eltern seien von den Medien und der Polizei zunächst als Kindsräuber dargestellt worden, da sich das Mädchen äußerlich stark von ihren Eltern unterschieden habe.
Rose verwies zudem darauf, dass in Deutschland die Debatte über eine so genannte Armutszuwanderung nicht nur von der Politik, sondern auch von Journalisten zunehmend aggressiv geführt werde. »Die Medien sind es, die Vorurteile und Feindbilder kritisch hinterfragen können und müssen, wenn Minderheiten als Sündenböcke missbraucht werden«, sagte Rose.
Lüders forderte, dass die Minderheit der Sinti und Roma künftig in den Rundfunkräten der öffentlich-rechtlichen Sender vertreten sein müssten. Nötig sei auch ein Verbot rassistischer Wahlwerbung sowie die Einrichtung von Beschwerdestellen bei der Polizei. epd/nd
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