NRW will weniger Polizeipräsenz bei Fußballspielen

Stadien in Nordrhein-Westfalen sollen für vier Spieltage ganz ohne Polizeipräsenz auskommen

  • Lesedauer: 2 Min.
Um den enormen Kostenaufwand zu reduzieren, will Nordrhein-Westfalen in einem Pilotprojekt die Polizeikräfte aus den Fußballstadien abziehen. Risikospiele sollen aber weiterhin bewacht bleiben.

Düsseldorf. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen wird in einem Pilotprojekt ihre Präsenz bei Fußballspielen deutlich verringern. Einen entsprechenden Bericht der Bild-Zeitung bestätigte NRW-Innenminister Ralf Jäger am Montag. »Es geht uns allein um die Spiele, die in den letzten drei Jahren ohne Krawalle geblieben sind. Hier wollen wir den Kräfteeinsatz der Bereitschaftspolizei lageangepasst runterfahren«, sagte Jäger.

An den ersten vier Spieltagen der Fußball-Bundesliga zieht sich die Polizei aus den Stadien zurück und verzichtet zunächst auch auf die Begleitung der Zuschauer vom Bahnhof zum Stadion.

»Ich sage es ganz deutlich: Einsätze bei Risikospielen bleiben unangetastet. Gleiches gilt für das konsequente Vorgehen gegen Gewalttäter«, erklärte Jäger und begründete den Entschluss mit dem Kostendruck: »Bereits jetzt verwendet die Bereitschaftspolizei ein Drittel ihrer Einsatzzeit nur für die Sicherheit bei Fußballspielen. Machten wir weiter wie bisher, würde sich das nochmal deutlich erhöhen. Das kann ich dem Steuerzahler nicht mehr vermitteln.«

Gespräche mit Fans hätten gezeigt, »dass sie bereit sind, mehr Verantwortung zu übernehmen. Das können sie jetzt unter Beweis stellen«, sagte Jäger: »Es ist unser Ziel, gemeinsam für ein friedliches Fußballerlebnis zu sorgen. Nach Ablauf des Pilotprojekts werden wir sehen, ob uns dies gelungen ist.« Bis zum 27. September gelten die Maßnahmen der Polizei.

Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), begrüßt den Entschluss des NRW-Innenministeriums. »Ich halte den Vorstoß für mutig und richtig«, sagte Wendt dem SID: »Wir müssen von den hohen Einsatzstunden der Polizei runterkommen. Das Modell überträgt einen Teil der Verantwortung an die Vereine, die Fans und die Fanvertreter.«

Das Pilotprojekt stößt in die Debatte um die Beteiligung der Deutschen Fußball Liga (DFL) an den Kosten für Polizeieinsätze rund um die Spiele der Bundesliga. Bisher hat Bremen als einziges Bundesland die DFL dazu verpflichtet, sich an den Ausgaben für die Polizeieinsätze bei Fußballspielen zu beteiligen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte Bremen daraufhin die Ausrichtung des Länderspiels gegen Gibraltar entzogen. sid/nd

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