Bafög ist mehr als ein Almosen
Stefan Otto fordert eine verlässliche Ausbildungsförderung
Die Erhöhung der Ausbildungsförderung ist überfällig, ganz klar. Wenn die Große Koalition dies nun als ihr Verdienst ansieht, so ist das nicht mehr als billige Rhetorik. Denn die Anhebung der Bafög-Sätze im Herbst 2016 kommt viel zu spät. Sechs Jahre wurde die Ausbildungsförderung eingefroren, was den Haushalten Milliarden Euro eingebracht hat, nicht wenigen Schülern ein Studium aber verbaut. Zum Leben reicht die Ausbildungsförderung nur noch den wenigsten. Längst sind Studenten auf zusätzliche Jobs angewiesen. Das Bafög - eigentlich ein Gesetz, das zu mehr Chancengleichheit beitragen und besonders Kinder weniger wohlhabender Eltern unterstützen soll - wurde über Jahre wohl kalkuliert ausgehöhlt.
Bundespolitiker der Union haben ja gerne ein Augenmerk auf die Elitenförderung und behaupten, dass in einer Leistungsgesellschaft nun einmal jeder seines eigenen Glückes Schmied sei. Ihre Aufgabe in der Regierungsverantwortung sollte allerdings auch sein, allen gesellschaftlichen Schichten den Zugang zu Fachhochschule oder Universität zu ermöglichen. Ein Schritt in diese Richtung wäre, das Bafög ähnlich wie die Rente an die Preis- und Lohnentwicklung anzubinden. Studentenwerk und Gewerkschaften fordern dies schon lange. Ein solcher Automatismus ist notwenig, würde er doch verhindern, dass die Bundesregierung erneut eine Erhöhung der Bezüge aussitzt.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.