Mélenchon tritt als Ko-Chef der Linkspartei zurück
Rückzug von der Spitze der Parti de Gauche »kein Zeichen der Krise« / Französisches Linksbündnis hatte bei Europawahlen schwach abgeschnitten
Berlin. Der französische Linkenpolitiker und frühere Präsidentschaftskandidat Jean-Luc Mélenchon verlässt die Führungsspitze der von ihm mitgegründeten Linkspartei. Um für ein neues politisches System im Land zu kämpfen, müsse er nicht Vorsitzender sein, begründete der 63-Jährige am Freitag die Entscheidung. Sein Rückzug sei keineswegs Zeichen einer Krise, sondern nur eines Strategiewechsels innerhalb der Partei, die er bisher gemeinsam der ehemaligen Grünen-Politikerin Martine Billard führte.
Er werde den politischen »Kampf« weiterführen, sagte der 63-Jährige am Freitag. Sein Rückzug sei Teil einer Neuorganisation seiner Partei PG: »Wir ändern unser System, um es einer neuen Strategie anzupassen«, sagte der härteste Kritiker der regierenden Sozialisten im linken politischen Lager. »Es gibt weder eine Krise noch sonst etwas.«
Mélenchon hatte Frankreichs Präsident François Hollande in der zweiten Wahlrunde 2012 zwar noch unterstützt, aber schon bald nach dessen Amtsübernahme auf das Schärfste kritisiert. Er warf den Sozialisten vor, Wahlversprechen gebrochen zu haben und einseitig die Unternehmer auf Kosten der Bevölkerung zu unterstützen. Zudem führte er persönlich mehrere Demonstrationen gegen die Spar- und Steuerpolitik der Sozialisten an. Der charismatische Redner wurde damit zu einem der Wortführer im äußersten linken Lager Frankreichs. »Wir wollen nicht mit Hollande beerdigt werden«, sagte Mélenchon nun.
Zuletzt hatte er allerdings schwere Niederlagen hinnehmen müssen. Es müssten auch die Lehren aus den verlorenen Europawahlen gezogen werden. Mélenchon hatte erschüttert auf das Ergebnis der rechtsextremen Front National bei den Wahlen reagiert, die mit 24,85 Prozent zur stärksten Partei in Frankreich wurde. Die Linksfront, bestehend aus Mélenchons Linkspartei und den Kommunisten, kam nur auf 6,33 Prozent. Agenturen/nd
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