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Russischer Fotoreporter Stenin ist tot

Untersuchung gefordert

  • Lesedauer: 2 Min.

Andrej Stenin war bereits tot, als vor einem Monat die internationale Kampagne zur Freilassung des russischen Fotoreporters aus vermuteter ukrainischer Haft anlief, an der sich auch »nd« auf seiner Webseite beteiligte. Seine Agentur »Rossija Segodnja« musste am Mittwoch mitteilen, dass im Gebiet Donezk der Insasse eines unter Beschuss ausgebrannten Autos als ihr Mitarbeiter identifiziert wurde. Am 5. August war die Verbindung abgebrochen.

Nach Angaben russischer Ermittler kam der 33-jährige Stenin um, als er während einer Dienstreise mit einer Flüchtlingskolonne auf der Straße Sneschnoje-Dmitrowka fuhr. Die von der »Volkswehr« begleitete Kolonne, so »Rossija Segodnja«, sei nordwestlich von Dmitrowka durch die ukrainische Armee unter gezieltes Feuer mit Geschützen und Maschinengewehren genommen worden.

Im Aufruf der Kampagne zur Befreiung Stenins, der auch aus den Krisenregionen Syrien und Ägypten berichtet hatte, hieß es: »Sie riskieren ihr Leben, um die Wahrheit aufzudecken. Sie schauen hin, wenn andere schon längst die Augen verschlossen haben. Kriegsreporter bringen Licht in die sehr dunkle Seiten der Welt.«

Inoffizielle Hinweise darauf, dass der Reporter vom ukrainischen Geheimdienst festgesetzt worden sei, schienen sich bestätigt zu haben. So erklärte Anton Geraschtschenko, Berater des ukrainischen Innenministers, im lettischen Rundfunksender Baltkom, der russische Fotoreporter sei unter dem Verdacht der Beihilfe zum Terror festgenommen worden. Später dementierte er jedoch.

Gegenüber dem Fernsehsender »112« hatte der Berater zuvor erklärt, der Journalist befinde sich möglicherweise in Gefangenschaft der ostukrainischen Volkswehr und könne »irgendwann gefunden« werden. Noch kurz vor der Bekanntgabe seines Todes soll Stenin im Gespräch für einen Austausch von Gefangenen gewesen sein. Nun stellte Andrej Kisseljow, Chef von »Rossija Segodnja« fest: »Alle Erklärungen über Stenins Schicksal, die wir von der ukrainischen Seite zu hören bekamen, haben sich als Lügen erwiesen.«

Die Organisation Reporter ohne Grenzen äußerte sich »erschüttert« und forderte eine unabhängige Untersuchung. Stenin sei bereits der siebente Journalist, der in diesem Jahr »aufgrund seiner Arbeit in der Ukraine ums Leben gekommen ist«. Vier der Verstorbenen seien aus Russland, einer aus Italien und ein Journalist aus der Ukraine gekommen. khe

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