Fußballer wehren sich gegen Nazis

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Die Spieler des SC Sternschanze weigern sich, zum Punktspiel gegen den SC Osterbek anzutreten. Der Hamburger Fußballverband unterstützt den Klub gegen rechte Gegenspieler.

Gunnar Ebmeyer hatte am Donnerstag überhaupt keine Zeit. »Tut mir leid, ich kann keine Fragen beantworten«, sagte der Fußballer, der bei der fünften Mannschaft des Hamburger Amateurvereins SC Sternschanze spielt und dort Kapitän ist. Verständlich, denn so einen Medienrummel ist Ebmeyer natürlich nicht gewohnt. Mit seinem Team spielt er in der Leistungsklasse B, der untersten Spielklasse Hamburgs. Dafür interessiert sich im Normalfall nicht mal die Lokalpresse.

Doch der SC Sternschanze hat es mit einer bemerkenswerten Aktion bis in die auflagenstärksten Blätter der Bundesrepublik Deutschland geschafft. »Reaktion auf rechte Symbolik«, schrieb die »Süddeutsche Zeitung«. »Der SC Sternschanze zeigt Flagge«, titelte das »Hamburger Abendblatt«.

Grund: Der Hamburger Fußball-Verband hat erstmals ein Punktspiel wegen des Verdachts rechtsextremistischer Umtriebe innerhalb eines Teams abgesagt. Die Begegnung der 3. Herren des SC Osterbek wurde aus dem Spielplan des Wochenendes gestrichen, bestätigte der HFV in einem Bericht des »Hamburger Abendblatts« am Donnerstag. Anlass ist die Weigerung der 5. Herren des SC Sternschanze, zum Heimspiel anzutreten.

In einem offenen Brief an den Verband begründeten die Fußballer ihren Beschluss mit Vorkommnissen in der vergangenen Saison. Der Osterbeker Libero habe vor dem Anpfiff des Zehntklassenspiels die erste Strophe des Deutschlandlieds angestimmt. Andere Spieler seien durch Tätowierungen und Kleidungsstücke mit nationalsozialistischem Hintergrund aufgefallen. »Anfangs wussten wir nicht genau, wie mit solchen Vorfällen umzugehen ist. Dann haben wir uns entschlossen, Flagge zu zeigen«, sagte Gunnar Ebmeyer. »Gegen Neonazis wollen wir nicht spielen.« Die Darstellung der Spieler in sozialen Netzwerken habe die Vermutung rechtsextremistischen Gedankenguts genährt.

Der Vorstand des SC Osterbek schloss daraufhin fünf Männer aus dem Verein aus. Die Spielerpässe wurden eingezogen. »Wir distanzieren uns vehement von solchen Personen«, sagte der Präsident des SC Osterbek, Jürgen Lehmann. Der HFV strengt eine Untersuchung an. Möglich ist ein Sportgerichtsverfahren mit dem Ziel, die gesamte 3. Herrenmannschaft aus Osterbek vom Spielbetrieb auszuschließen. dpa/nd

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