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Kaum Hoffnung für verschüttete Kumpel

Türkischer Präsident Erdogan sagt Einweihungsempfang für neuen Palast ab

  • Lesedauer: 2 Min.
In der Türkei sind 18 Bergarbeiter nach einem Unglück in einer Grube eingeschlossen. Präsident Erdogan sagte einen Staatsempfang ab. Für die Betroffenen gibt es nur noch wenig Grund zur Hoffnung.

Ankara. Nach der Überflutung einer Kohlegrube im türkischen Ermenek sinkt die Hoffnung, 18 vermisste Arbeiter lebend zu bergen. »Die Zeit spielt gegen uns«, sagte Energieminister Taner Yildiz am Dienstagabend. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte am Mittwoch einen Staatsempfang zum Nationalfeiertag und zur Einweihung seines umstrittenen neuen Amtssitzes ab. Stattdessen wollte er den Unglücksort besuchen.

Mindestens 34 Bergleute wurden am Dienstagnachmittag vom Wassereinbruch überrascht, 16 konnten sich rasch befreien. Yildiz zufolge saßen die 18 Kollegen in mehr als 300 Metern Tiefe fest. Es bestand die Sorge, sie könnten ertrunken sein.

Stundenlang stieg der Wasserpegel, obwohl die Helfer Pumpen einsetzten. Erst in der Nacht sank er. Laut Yildiz waren über 10 000 Tonnen Wasser in den Stollen gelaufen. Ein Sprecher des Grubenbetreibers hatte am Dienstag gesagt, die Eingeschlossenen könnten »nicht länger als zwei Stunden überleben«. Die Ursache für das Unglück im 500 Kilometer südlich von Ankara gelegenen Kohlebergwerk blieb unklar. Kollegen der Vermissten nannten Mängel bei den Sicherheitsvorkehrungen als Grund.

Im Mai waren bei einem schweren Grubenunglück im westtürkischen Soma 301 Bergleute ums Leben gekommen. Erdogan war damals Premier. Er erzürnte die Angehörigen der Opfer mit als gleichgültig empfundenen Reaktionen; es kam zu wütenden Protesten gegen ihn, die Regierung und die Zechenbetreiber.

Diesmal reagierte Erdogan schnell. Am Mittwochmorgen absolvierte er den zum Jahrestag der Gründung der modernen Türkei obligatorischen Besuch am Mausoleum von Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk. Der für den Abend geplante Empfang, bei dem der als »Ak Saray« (Weißer Palast) bekannte Bau eingeweiht werden sollte, wurde abgesagt. Das fast 300 Millionen Euro teure Gebäude ist umstritten, weil gerichtliche Einsprüche gegen den Bau ignoriert wurden. AFP/nd

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