Bahnverkehr ist aus dem Takt
Wenigstens Schwarzfahren ist jetzt kinderleicht - warum nicht gleich fahrscheinlos?
Berlin. Zeit gerät aus den Fugen, Fahrpläne werden zur Makulatur. Wer auf die Bahn angewiesen ist, hat seit Donnerstag ein Problem. Am ersten von vier Streiktagen der Lokführergewerkschaft GDL fielen zwei Drittel der Züge im Fernverkehr aus, im Regional- und S-Bahnverkehr fuhr laut Bahn mancherorts nur jeder vierte Zug. Für den Abend wurde mit Spannung eine Entscheidung des Arbeitsgerichts in Frankfurt am Main erwartet. In einem Eilverfahren wollte die Deutsche Bahn die Unrechtmäßigkeit des Ausstandes feststellen lassen. Die Entscheidung lag bei nd-Redaktionsschluss noch nicht vor. Die GDL will im Tarifkonflikt mit der Bahn den Druck erhöhen. Sie fordert für die Beschäftigten mehr Geld sowie eine kürzere Arbeitszeit und will neben den Lokführern vor allem auch das übrige Zugpersonal in Verhandlungen vertreten. Klaus Ernst, Fraktionsvize der Linkspartei, fällte ein harsches Urteil über das gerichtliche Vorgehen der Bahn: Dieses sei ein Angriff auf die Tarifautonomie. »Die Deutsche Bahn macht sich mit der Klage gegen das Streikrecht zur willigen Erfüllungsgehilfin der Bundesregierung.«
Alternative Verbindungen waren seit dem Morgen überfüllt. Unter diesen Bedingungen war zumindest an Fahrscheinkontrollen kaum zu denken, ohnehin sind Fahrgäste in solcher Situation eher ungnädig gegenüber der Aufforderung, ihren Fahrausweis vorzuweisen. »neues deutschland« hat den Anlass genutzt, die Kostenfrage unkonventionell zu stellen. Derzeit gibt es zwar Vorstöße der Bundesländer, die Strafen für Schwarzfahren bundesweit zu erhöhen. Jedoch sind Modellversuche für einen fahrscheinlosen Nahverkehr im Gange, vor allem LINKE und Piraten drängen auf die Einführung. Positive Effekte unter anderem: weniger innerstädtischer Autoverkehr, sinkende Umweltkosten und Ausgaben für Straßen und Brücken. uka Seiten 2, 6 und 11
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