Diamanten und Umzüge

Das Vermögensverwaltungsgeschäft gilt als Zukunftsbranche

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.
Reichtum allein macht bekanntlich nicht glücklich. Er hilft aber dabei, eine Bank zu finden, die sich wirklich um ihre Kunden kümmert.

Die belgische Prinzessin Astrid muss mittlerweile weit reisen, wenn sie das florierende Diamantengeschäft ihres Heimatlandes fördern will. Im November brach sie deshalb nach Singapur auf. Der Stadtstaat gilt als eine der letzten unberührten Steueroasen für Millionäre und Hochburg des Diamantenhandels. Früher eine Domäne der belgischen Metropole Antwerpen, verlagert sich der globale Markt immer mehr in die aufstrebenden Schwellenländer Südostasiens.

In Singapur hat der Weltmarktführer de Beer sein Hauptquartier und dort residiert in der hafennahen Orchard Road, wohl mit belgischer Unterstützung, die Diamond Exchange of Singapore. Die Diamantenbörse ist so verschwiegen, dass es nicht einmal eine eigene Internetseite gibt. »Einkaufszentrum für Fernost« lautet die Eigenwerbung. Es bietet Investoren eine zollfreie Zwischenlagerung im Flughafen - und viele Banken. Banken sind unerlässlich, weil Edelsteine üblicherweise vor der Lieferung bezahlt werden. Ohne Bankkredit und Bankbürgschaft geht da nichts. Und dazu kommen die Vermögensberater der Finanzinstitute. Sie spielen für die Millionäre eine Hauptrolle. Alles was Rang und Namen hat in der Welt des großen Geldes ist daher im Miniland, das drei Mal kleiner als Luxemburg ist, präsent: Commerzbank und Deutsche Bank, aber auch die Landesbank Baden-Württemberg, US-amerikanische und britische Institute und das »Wealth Management« der schweizerischen Credit Suisse.

In den Wealth-Management-Centern für reiche Privatkunden dreht sich das ganz große Rad. Exklusiv betreut die Commerzbank Kunden ab einer Million Euro. Auch an 43 Standorten in Deutschland kümmern sich etwa 700 Berater um die Geldanlage von 30 000 Vermögenden. Sie sollen 53 Milliarden Euro über die Commerzbank angelegt haben. Vor der Nummer zwei rangiert die Deutsche Bank: Sie verwaltet 90 Milliarden Euro. Als große Spieler in Deutschland gelten auch die britische BHF-Bank, die niederländische Bethmann sowie die beiden Schweizer Großbanken UBS und Credite Suisse.

Diamanten aus Singapur, riskante Anteile an Hedgefonds, die auf chinesische Agrarkonzerne in Afrika wetten, oder langweilige deutsche Staatsanleihen - Wünsche und Strategien der Geldanlagen unterscheiden sich auch bei Millionären. Nicht jeder möchte wie Formel-1-Fahrer Sebastian Vettel seinen Wohnsitz in die Schweiz verlegen. Doch auch solche Umzüge managen Vermögensberater.

Verdienen wollen Banken vor allem an der Beratung. Der Verkauf oder die Vermittlung von Diamanten oder Wohnsitzen schmeißt zwar auch Vermittlungshonorare ab, die gelten aber in soliden Häusern als zweitrangig. Denn zu schnell ist der Ruf angekratzt, wenn der Eindruck entsteht, die Bank bietet nur die teuersten Produkte feil. Immerhin nutzt der Millionär durchschnittlich drei Banken gleichzeitig. Reiche und Superreiche können also wählen.

Banken und Sparkassen teilen die wohlhabende Kundschaft entsprechend ihres Vermögens in mehrere Klassen ein. Die Credit Suisse bietet vier Varianten, von der professionellen Vermögensverwaltung, bei der ein Berater eine abgesprochene Anlagestrategie individuell umsetzt, bis zur standardisierten, preiswerten Lösung. Die einfache Variante kostet jährlich 0,25 Prozent des verwalteten Vermögens, die teure 0,8 Prozent. Minimalgebühr 8000 Franken (6500 Euro). Das Schweizer Model gilt als vergleichsweise günstig. Es soll Neukunden anlocken. Wegen der Löcher im Bankgeheimnis haben sich viele Kunden nach Singapur und in andere Steueroasen verabschiedet.

Angesichts schwacher Gewinne im Bankgewerbe setzen viele Institute ihre Hoffnungen auf die Verwaltung supergroßer Vermögen. Etwa 400 Vermögensverwalter tummeln sich allein auf dem deutschen Markt. Die Managementberatung Bain & Company kündigte »einen harten Wettbewerb um diese spezielle Kundengruppe« an. Nicht jeder Vermögensberater kann dabei auf eine belgische Prinzessin als Werbeikone zählen.

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