Hellas braucht Schuldenschnitt

Martin Ling über einen Ausstieg Griechenlands aus dem Euro

  • Martin Ling
  • Lesedauer: 1 Min.

Griechenlands Rauswurf aus der Eurozone ist für Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble eine Option. Offenbar schätzt die Bundesregierung die Gefahren eines Domino-Effekts nach einem Rausfallen von Athen geringer ein als anno 2012. Was Merkel und Co. verschweigen, ist, dass Griechenlands Euro-Schulden sich real durch die Einführung einer abgewerteten »Neo Drachme« je nach Abwertungsgrad erhöhen würden. Und damit die Ausfallwahrscheinlichkeit der Kredite, für die auch der deutsche Steuerzahler milliardenschwer bürgt.

Fakt ist: Ohne einen massiven Schuldenschnitt hat Griechenland überhaupt keine Chance zu gesunden und auch keine Chance, die Schulden zurückzuzahlen. Ein solcher Schuldenschnitt wäre dabei lediglich die notwendige, keinesfalls aber hinreichende Voraussetzung für eine internationale Wettbewerbsfähigkeit, die es dem Land ermöglichte, Handelsbilanzüberschüsse in einem Ausmaß zu erzielen, die den Schuldendienst überkompensiert.

Durchaus mit Bedacht wurde im Londoner Schuldenabkommen 1953 für die BRD die Klausel festgeschrieben, nach der Deutschland seine Schulden nach dem Schuldenschnitt nur aus Handelsbilanzüberschüssen zurückzuzahlen hätte, mithin die Gläubiger ihre Märkte für deutsche Exporte sperrangelweit öffneten, um damit die Schuldenrückzahlung zu ermöglichen. Von solchen Bedingungen kann Griechenland nur träumen - Wahlsieg von SYRIZA hin oder her.

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