VW Brasilien nimmt Entlassungen zurück

800 Kündigungen nach elf Tagen Streik vom Tisch / Stellenabbau geht aber weiter / Einbußen beim Lohn

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Berlin. Der Autobauer Volkswagen in Brasilien hat nach Gewerkschaftsangaben die Entlassung von 800 Arbeitern im Werk São Bernardo do Campo nahe der Metropole São Paulo zurückgenommen. »Die Arbeiter von Volkswagen haben es geschafft, dass die Entlassungen gestrichen werden, und beenden den Streik«, erklärte die Metallgewerkschaft am Freitag auf ihrer Facebook-Seite. »Die Einigung wurde auf einer (Gewerkschafts-)Versammlung einstimmig angenommen. Der Streik ist beendet, und die Produktion beginnt am Montag wieder«, sagte eine Sprecherin der Arbeitnehmervertreter am Freitag der dpa in São Paulo. Die Gewerkschaft sprach in einer Mitteilung von einem »Sieg für die Arbeiter«.

Auch Volkswagen do Brasil zeigte sich in einer Mitteilung zufrieden über die Einigung. Ihr Kern regelt nun das, was das Unternehmen anfangs bereits unterbreitet hatte - und was auf Gewerkschaftsseite zunächst auf Ablehnung stieß. Demnach sollen rund 800 Stellen auf freiwilliger Basis abgebaut werden - etwa über Abfindungen oder Altersteilzeit. Hinzu kommen Einbußen aller Beschäftigten beim Entgelt. Das Motto sei: Jeder gebe, damit keiner unfreiwillig gehen müsse, hieß es bei VW. Diese Offerte habe die Gewerkschaft jedoch nach einer Abstimmung im Dezember noch ausgeschlagen. Bei dem nun erfolgten Kompromiss habe VW nur an einer Stelle nachgebessert: Statt geplanter Einschnitte beim Inflationsausgleich für 2016 sei nun zugesagt, dass in dem Jahr doch ein kompletter Ausgleich erfolgen solle.

Die VW-Fabrik in Anchieta zählt rund 13.000 Beschäftigte. Dort bauten die Mitarbeiter bis 2014 noch den als Bulli bekannten Transporter T2, dessen Non-Stopp-Produktion 56 Jahre lang für einen Teil der Auslastung gesorgt hatte. Der Kombi war das erste Modell, das VW in Brasilien baute. Heute gehören mehrere weitere Modelle dazu.

Nach Angaben der Gewerkschaft erhielten 800 von ihnen mitten in den Weihnachtsferien ein Entlassungsschreiben, begründet mit der schlechten Konjunktur für die Autoindustrie in Brasilien. Am 6. Januar traten die Arbeitnehmer daher in den Streik; das Werk stand still. Die Gewerkschaft hatte mit Protestmärschen und Streiks auf die zwischenzeitlich drohenden Entlassungen reagiert. Mehrere Verhandlungsrunden waren ergebnislos geblieben. Nach einer Woche begannen am Dienstag beide Seiten zu verhandeln.

Brasilien ist der siebtgrößte Autoproduzent weltweit, der Absatz war 2014 aber auf das niedrigste Niveau seit fünf Jahren gesunken. Das Minus gegenüber 2013 betrug mehr als 15 Prozent. Im Volkswagen-Konzern sackten die Verkäufe 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 629 800 Stück ab. Der Absatz auf dem gesamten brasilianischen Fahrzeugmarkt fiel 2014 um 6,8 Prozent auf 5,2 Millionen Einheiten. Agenturen/nd

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