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Metaller vor entscheidender Runde

Gewerkschaft fordert mehr Lohn und bessere Weiterbildungsmöglichkeiten

  • Julia Giertz, Hamburg
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Erwartungen sind hoch: Die Metall-Tarifpartner im Südwesten sollen am Montag für die gesamte Branche die Kastanien aus dem Feuer holen. Besonders die Frage der Weiterbildung bleibt knifflig.

Am Montag wollen die Metall-Tarifparteien wieder Schwung in die festgefahrenen Verhandlungen bringen. In Böblingen bei Stuttgart müssen nicht nur die Gräben zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft zugeschüttet werden. Auch waren die beim Reizthema Weiterbildung bestehenden Unterschiede in den bundesweit sieben Tarifbezirken zuletzt groß. Die IG Metall will noch im Februar eine Lösung am Verhandlungstisch für die Branche mit 3,7 Millionen Beschäftigten - davon 800 000 im Südwesten - finden. Ansonsten droht der erste große Streik seit 2002. Seit Beginn der Warnstreiks Ende Januar hatten sich bundesweit rund 750 000 Beschäftigte aus mehr als 3300 Betrieben an Protestaktionen beteiligt.

Ein deutliches Zeichen für einen möglichen Durchbruch im traditionellen Pilot-Tarifbezirk Baden-Württemberg ist, dass die Spitzen von Gesamtmetall und IG Metall bei den Gesprächen dabei sein werden. Die beiden Verhandlungsführer, IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger und Südwestmetall-Chef Stefan Wolf, sind noch relativ neu in ihren Funktionen. Sie könnten sich mit dem ersten Pilotabschluss in ihren jeweiligen Organisationen profilieren.

Nachdem die Tarifparteien sich in der dritten Runde lediglich in Trippelschritten angenähert hatten, ist nun der große Wurf gefragt. Das betrifft nicht nur die Gewerkschaftsforderung nach 5,5 Prozent mehr Geld, der die Arbeitgeber ein Angebot von 2,2 Prozent entgegensetzten. Neben einem erweiterten Zugang zur Altersteilzeit ist besonders die von der IG Metall geforderte bezuschusste Weiterbildungsteilzeit umstritten.

Baden-Württembergs Regelung geht hier am weitesten: Laut dem von der Gewerkschaft jetzt gekündigten Qualifizierungstarifvertrag hat ein Arbeitnehmer Anspruch auf bis zu fünf Jahre Freistellung für die persönliche berufliche Weiterbildung. Nach deren Ende hat er das Recht auf einen dem vorherigen vergleichbaren oder höherwertigen Job.

Nach Ansicht der IG Metall fehlt den Beschäftigten aber nicht nur die Zeit, sondern auch das Geld für Weiterbildung. Damit sich etwa ein Familienvater ein Studium leisten könne, brauche er Zuschüsse. Die Arbeitgeber lehnen eine »Zwangsabgaben« ab und bieten Ansparmodelle für Zeit und Geld sowie längere Teilzeitmöglichkeiten an.

Andernorts hinkt man noch weit hinter dem Südwesten her. So gab es im Tarifbezirk Küste bislang nur einen Tarifvertrag für betrieblich notwendige Weiterbildung - ohne jegliche Ansprüche für die Beschäftigten. Dass der Verband Nordmetall jedoch auf das geltende Niveau Baden-Württembergs nachzieht, gilt als unwahrscheinlich.

Von der Lösung bei den qualitativen Themen hängt auch die Lohn- und Gehaltserhöhung ab. Verhandlungsführer Zitzelsberger will in allen drei Elementen ein Ergebnis erzielen. dpa/nd

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