Horrortrip

Martin Kröger über tägliche Spießrutenfahrten und -läufe

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Selbstverständlich unterscheiden sich die Perspektiven von Verkehrsteilnehmern in Berlin. Autofahrer schimpfen auf Radfahrer und Fußgänger und andersherum. Wobei letztgenannte Gruppen die mit Abstand am gefährdetsten im Krisengebiet Straßenland sind: Alle zwei Stunden verunglückt ein Radfahrer, alle vier Stunden ein Fußgänger.

Bloße Appelle an Regeln und gegenseitige Rücksichtnahme durch den Senat klingen angesichts der steigenden Probleme hilflos. Denn bei den täglichen Spießrutenläufen und -fahrten ist die gelebte Erfahrung häufig eine andere: Rücksichtslose Raser, Rotfahrer und vor allem Falschabbieger machen fast jeden Weg zu einem Horrortrip. Dass das in anderen Metropolen angeblich noch schlimmer sein soll, wie die Senatsvertreter betonen, ist kein Trost. In Berlin ist es an vielen Orten gefährlich genug. Und daran sind Senat und Bezirke nicht ganz unschuldig: Oft mangelt es unter anderem an Abstimmung und Finanzen. Durch Baustellen werden an einigen Orten erst Unfallschwerpunkte erzeugt. Und was Strafen und Kontrollen bei Abbiegern und Falschparkern in zweiter und dritter Reihe angeht, drückt die Polizei viel zu häufig ein Auge zu. Dabei ist Gefährdung anderer kein Kavaliersdelikt.

Mangelhaft sind auch die Verbesserungen bei der Infrastruktur. Was etwa den Radwegeausbau angeht, zog die Piratenfraktion jüngst eine »katastrophale« Bilanz. Der Ausbau der Fahrbahnstreifen verläuft zu langsam. Mit der wachsenden Zahl der Radfahrer hält der Ausbau nicht Schritt. Und wie man sich angesichts von 40 Prozent mehr Verkehrstoten im Prinzip bequem zurücklehnen kann, bleibt ebenfalls das Geheimnis von Rot-Schwarz.

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