Im Kugelhagel

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 2 Min.
An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, heißt es schon in der Bibel. Nun, man kann sie ebenso an den Dominosteinen in den Kaufhallen erkennen - die auch dieses Jahr wieder drohend vor der Tür stehende Weihnachtszeit. Doch Weihnachten ist längst nicht mehr nur das schönste Fest des Einzelhandels, sondern zudem ein wichtiges Barometer für das Zusammenwachsen des deutschen Volkes. Damit sah es nämlich zuerst gar nicht so doll aus. 1989 hatten die CDU-Sozialausschüsse unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Helmut Kohl eine Aktion »Weihnachtsfest mit DDR-Bürgern« gestartet. Im Osten war natürlich das Bedürfnis groß, nach 40 Jahren Staatssozialismus, wo zum Behängen der dürren Kiefern statt Lametta allenfalls getrocknetes Sauerkraut zur Verfügung stand, endlich dem wahren Christkind ins gesegnete Antlitz zu schauen. Indes: Den 40 000 Feierwilligen aus dem Osten standen seinerzeit nur 5000 Bundesbürger gegenüber, die einen Zoni mit am Gabentisch hocken haben wollten. In diesem Jahr ist Weihnachten wieder ein wichtiger Indikator. Der in Deutschland bei der Fußball-WM exhibitionierte Nationalstolz wird sich nämlich auch an den Christbäumen spiegeln. Es gebe einen Trend zu Glaskugeln in den Farben Schwarz, Rot und Gold, verkündete Grit Gerlach, Sprecherin der Krebs Glas GmbH im südthüringischen Lauscha. Lauscha - die Wiege des gläsernen Christbaumschmucks. Bereits 1847 sollen dort erstmals Walnüsse und Äpfel aus Glas für den Baum hergestellt worden sein. Und heute revanchieren sich die fleißigen Ostler aus dem Thüringer Schiefergebirge für die kargen Einladungen vor 17 Jahren: Sie geben den Westlern die Kugel.

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