Rohingyas vor den Küsten

Staaten Südostasiens verweigern Flüchtlingen die Aufnahme / Staatentreffen erst Ende Mai

  • Mathias Peer
  • Lesedauer: 3 Min.
Vor den Küsten Thailands, Malaysias und Indonesiens treiben Tausende Flüchtlinge in Booten auf dem Meer. Bei den meisten handelt es sich um die in Myanmar verfolgte Volksgruppe der Rohingya.

Bangkok. Abdul Rahamad hofft auf Hilfe, aber aufnehmen will ihn niemand. Der 15-Jährige aus Myanmar ist einer von Tausenden Flüchtlingen, die derzeit in Holzbooten vor den Küsten Thailands, Malaysias und Indonesiens treiben. Mit Hilfe eines Mobiltelefons, das Menschenschmuggler auf dem Boot zurückgelassen hatten, konnte er mit dem Festland in Kontakt treten. »Seit zehn Tagen haben wir nichts mehr zu essen und zu trinken«, sagte er mit geschwächter Stimme in das Gerät.

Doch Abdul Rahamad und seine Leidensgenossen können nicht mit schneller Rettung rechnen. Die Staaten der Region sprechen sich offen dagegen aus, die Flüchtlinge aufzunehmen. Besonders hart gibt man sich in Malaysia, dem Zielland der meisten Passagiere. Es sei an der Zeit, den Menschen zu zeigen, »dass sie hier nicht willkommen sind«, sagte der stellvertretende Heimatminister Wan Junaidi Jaafa.

Die Länder der Region fürchten sich vor einem Ansturm, dem sie angeblich nicht gewachsen sind. Erst vergangenes Wochenende wurden rund 2000 Flüchtlinge in Booten an die Küsten von Indonesien und Malaysia gespült. Sie befinden sich jetzt in Anfanglagern. Seither machen die Länder ihre Grenzen dicht und schickten mehrere Boote mit jeweils Hunderten Passagieren wieder zurück aufs offene Meer.

Am Freitag gelang es mehr als 700 Flüchtlingen dennoch, an das ersehnte Festland zu kommen. Allerdings unter dramatischen Umständen: Fischerboote retteten die Passagiere in dem Gewässer vor der indonesischen Provinz Aceh von ihrem sinkenden Schiff. Ihr Boot war zuvor von der indonesischen Marine abgewiesen worden.

Nach Schätzungen der Organisation für Migration (IOM) befinden sich derzeit rund 8000 Flüchtlinge, vorwiegend Angehörige der verfolgten muslimischen Volksgruppe Rohingya, in Südostasien auf dem Meer. In den meisten Fällen ist der Proviant knapp oder ausgegangen. Auf vielen Booten funktioniert der Motor nicht mehr.

Thailand, Malaysia, Indonesien, aber auch das Ursprungsland Myanmar schieben sich gegenseitig die Verantwortung für die Flüchtlingskrise zu. »Es ist wie ein Ping-Pong-Spiel auf dem Meer«, sagt IOM-Sprecher Joe Lowry. Nur gehe es um menschliches Leben. »Wenn diese Menschen nicht bald versorgt und an Land gebracht werden, werden wir Boote voller Leichen sehen.«

Die thailändische Regierung hat für den 29. Mai ein Treffen der betroffenen Staaten angesetzt. Für viele Flüchtlinge könnte jede Hilfe zu spät kommen. Welche Position die thailändische Regierung einnehmen wird, schien zuletzt unklar. Erst hatte sie wie Malaysia und Indonesien abgelehnt, Flüchtlingsboote an Land zu lassen. Am Freitag versorgte die thailändische Marine Flüchtlinge mit Nahrung und Wasser und half dabei, den Motor zu reparieren. Die Thailänder sollen den Menschen sogar angeboten haben, an Land zu gehen. Diese hätten aber abgelehnt, da sie nach Malaysia wollten. Die Menschen wussten entweder nicht, dass Malaysia sie abweist, oder Menschenschmuggler hätten Druck auf die anderen Passagiere ausgeübt, meinten Beobachter. Abdul Rahamad fürchtet ein tragisches Ende. »Wir wissen nicht, ob wir hier mitten im Nirgendwo sterben werden.«

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