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Gerhard Trabert braucht jetzt selbst Hilfe
Der Mediziner Gerhard Trabert kehrt nicht mehr in die Politik zurück
Viele hatten es gehofft: dass Gerhard Trabert doch noch in den Bundestag einzieht. Doch der 69-jährige Mediziner wird sein Mandat nicht wahrnehmen können. Das teilte seine Familie am Dienstag mit. Trabert war bei der vergangenen Bundestagswahl als Spitzenkandidat für Die Linke in Rheinland-Pfalz angetreten und hatte ein Mandat gewonnen. Ausüben konnte er es jedoch nicht – im Januar erlitt er mehrere Schlaganfälle. Zunächst hieß es, er könne vorübergehend seine Arbeit nicht ausüben. Nun kam das endgültige Aus. Lin Lindner wird seinen Platz im Parlament einnehmen.
Traberts Engagement für sozial Benachteiligte prägte seinen Lebensweg. Nach dem Studium der Sozialarbeit in den 70er Jahren folgte in den 80ern das Medizinstudium. 1994 schuf Trabert etwas Einzigartiges: eine mobile Arztpraxis für Wohnungslose. Damit wurde er zum Vorbild für ähnliche Projekte in anderen Städten.
Immer wieder betonte Trabert den Zusammenhang zwischen Armut und Krankheit. Um seinem zentralen Anliegen Gehör zu verschaffen, verfolgte er verschiedene Strategien: Er übernahm Professuren in Nürnberg und Wiesbaden, gründete einen Verlag und engagierte sich in der Nationalen Armutskonferenz.
Schließlich wagte er den Schritt in die Politik. 2022 kandidierte er für das Amt des Bundespräsidenten und nutzte die sich ihm bietende Bühne. Bei einem Treffen nach der Wahl beriet er mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier über Hilfen für arme Menschen und kritisierte, dass bei den Zuständen von Menschen auf der Flucht weggeschaut werde. Bis zuletzt legte Trabert den Finger in die Wunde der Gesellschaft.
Nun hat ihn selbst das Schicksal getroffen. Der Arzt, der anderen Hilfe brachte, ist selbst auf Hilfe angewiesen.
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