Asoziales Treiben
Silvia Ottow über die falschen Versprechungen der Krankenhausreform
Geht die Krankenhausreform wie am Donnerstag im Bundestag vorgestellt über die Bühne, hätte die Berliner Charité vielleicht die Chance, 39 Pflegekräfte mehr zu bekommen. 600 würde sie benötigen. Die Beschäftigten haben sich zum Glück für Streik entschieden, vielleicht rüttelt der ja die Politik aus dem Tiefschlaf und bewegt sie, ihr »asoziales Treiben« - wie einige Ärzte die Gesetzesvorschläge für die Kliniken nennen - zu beenden. Vielleicht. Viel spricht allerdings dafür, dass die Bundesländer mit der gesetzwidrigen Weigerung durchkommen, in die Krankenhäuser zu investieren. Dann nehmen diese für Anschaffungen oder Umbauten einfach das Geld der Versicherten von den Krankenkassen und streichen Pflegestellen. So lief es bisher. Ein lächerliches Pflegeförderprogramm soll den Anschein erwecken, dass sich die Regierung kümmert.
Es ist beschämend, wie Union und SPD einen der wichtigsten Bereiche des alltäglichen Lebens langsam, aber sicher in ein marktkonformes Geschäftsfeld umwandeln, in dem der Mensch nicht die Hauptrolle spielt - egal ob er als Patient oder Pflegekraft auftritt. Hauptsache, es wird Gewinn generiert. Wo das nicht klappt, werden Häuser geschlossen. Wie weit es Patienten dann künftig in ein Krankenhaus haben, interessiert nicht.
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