Putschist?
Dmytro Jarosch ist die wichtigste Führungsfigur des »Rechten Sektors« in der Ukraine und es waren »seine Jungs«. Die Rechtsextremisten griffen am Wochenende erst mit Granatwerfer und Schützenwaffen Milizionäre im westukrainischen Mukatschewo an, bevor sie sich Sonntagabend in den Bergen verschanzten. Die blutige Attacke forderte wohl mindestens drei Todesopfer und mehr als ein Dutzend Verletzte. Drei Polizeiwagen flogen in die Luft und eine Tankstelle.
Nicht nur örtliche Medien rätseln, ob es sich um einen Verteilungskampf mafioser Strukturen zur Durchsetzung einer ihnen genehmen Ordnung von Einfluss und Einnahmen oder gleich einen Putschversuch gehandelt habe. Immerhin drohte Dmytro Jarosch schon mit einem »Marsch auf Kiew« und drückte die Ablösung eines stellvertretenden Innenministers durch. Sein Sektor war als kampfstarke Truppe der »Selbstverteidigung« des Maidan mit Schusswaffen, Brandsätzen und Knüppeln bereits führend am Kiewer Umsturz von 2014 beteiligt.
Nur Wochen später wurde Anführer Jarosch Vizevorsitzender des ukrainischen Sicherheitsrates. Heute ist der militante Rechtsaußen, Ultranationalist seit den 90er Jahren und bekennende Anhänger Stefan Banderas ein Abgeordneter der Werchowna Rada mit Direktmandat. Seit April gehört der Radikale aus dem zentralukrainischen Dniprodsershynsk zur Regierung als Berater des Generalstabes der regulären ukrainischen Streitkräfte. Zum Verantwortungsbereich des Mittvierzigers zählt die Verbindung zu den sogenannten Freiwilligenbataillonen.
Die sind in der Ostukraine im »Anti-Terror-Einsatz« gegen die unbotmäßigen »Volksrepubliken« und keine Freunde von Waffenruhen. Sie beziehen dort als »Beute« ihre »persönlichen« Waffen. Besonders nahe steht dem »Rechten Sektor« Jaroschs das Bataillon »Asow«, dessen Kämpfer sich unmissverständlich mit Wehrmachts- und SS-Symbolen schmücken.
Jarosch verhandelte für »seine Jungs« mit Präsident Petro Poroschenko. Entwaffnet wurde nicht.
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