Neue Sichten am Hindukusch
Roland Etzel zu einem Verhandlungsvorschlag der afghanischen Taliban
Darf Afghanistans geschundene Bevölkerung jetzt auf den großen Friedensschluss hoffen? Immerhin wollen die Taliban, so ihr seit fast 15 Jahren abgetauchter Führer Mullah Omar, jetzt mit der Regierung verhandeln. Beim afghanischen Präsidenten Ghani, der dies voriges Jahr bei Amtsantritt ebenfalls als Ziel ausgab, müsste das also Zufriedenheit auslösen, einige subalterne Gesprächsrunden gab es ja ohnehin schon.
Die Sache hat allerdings einen Haken - für Ghani, den dieser kaum übersehen kann. Omar rechtfertigte sein Angebot gegenüber seiner Gefolgschaft mit dem Argument, alle Gespräche seien »legitim«, wenn sie »das Ende der Besatzung Afghanistans« herbeiführten. Das hieße: vollständiger Abzug der US Army, die das keineswegs vorhat. Aber täte sie es, fiele den Kriegsfürsten die Macht in Kabul recht schnell wie eine reife Frucht in den Schoß. Ghani hätte dann nicht mehr viel zu verhandeln.
Darauf darf Omar also kaum rechnen. Aber das Friedensangebot der Taliban an die Regierung kann dennoch mehr als Finte sein. Seit Jahresbeginn werden sie erstmals von bis dato nicht erwarteter Seite hart bedrängt. Es ist der Islamische Staat, dessen Metastasen inzwischen auch den Hindukusch erreicht haben. Vielleicht verhelfen sie ja zu Einsichten auf beiden Seiten, die bislang nicht vorstellbar waren.
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