Die Krise heißt Staat

Markus Drescher über die Situation von Flüchtlingen in überfüllten Lagern

Lagerkoller. Wenn eine Busladung überbezahlter Ballsportler ausrückt zur Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln und dafür mal ein paar Wochen in diversen Luxushotels verbringen muss, trieft dieses Land vor Mitleid. Was machen die armen Kerle da nur die ganze Zeit ohne ihre Frauen und ihre Familien?

Wenn Hunderte Personen ohne Privatsphäre auf engstem Raum unter schlechten hygienischen Bedingungen, traumatisiert von schrecklichen Ereignissen und Flucht, in tiefer Sorge um die Lieben, die im Krieg zurückbleiben mussten, ohne psychologische Betreuung und bedroht von Nazis irgendwo zusammengepfercht werden, dann lässt das viele kalt. Zu viele. Viel zu viele!

Dafür werden die jüngsten Konflikte zwischen Flüchtlingen in den überfüllten Lagern von den besorgten Bürgern als Belege für die Gewalttätigkeit derer angeführt, die hier Schutz suchen. Um damit die Stimmung unter denen weiter anzuheizen, die sich nicht für die Reihenfolge von Ursache und Wirkung interessieren. Auch wird das »Schneller Abschieben«-Geschrei lauter werden. Daran, dass diese ganze angebliche »Flüchtlingskrise« eine Krise bundesdeutscher Politiker, Gesetze und Behörden ist, werden wenige erinnern. Zu wenige. Viel zu wenige!

- Anzeige -

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.