Jamel rockt auch ohne Scheune
Trotz Brandanschlag soll Anti-Nazi-Festival in mecklenburgischem Dorf stattfinden
Berlin. Der Name Lohmeyer steht seit Jahren für ungebrochenes Engagement gegen Rechts inmitten eines von Nazis dominierten Dorfes. In Jamel in Mecklenburg-Vorpommern organisieren die Lohmeyers seit 2007 das Festival »Jamel rockt den Förster«, eine explizit gegen Nazis vor Ort und anderswo gerichtete Veranstaltung. Ende des Monats steht die neunte Auflage des Festivals an; für ihr Engagement wurden Birgit und Horst Lohmeyer mehrfach ausgezeichnet, von Nazis deswegen immer wieder bedroht.
In der Nacht zum Donnerstag wurde dem Ehepaar nun die Scheune auf dem ehemaligen Forsthof angezündet, die bis auf die Grundmauern niederbrannte. Die Polizei geht von Brandstiftung und von einem rechtsextremen Anschlag aus. »Es hat in der Vergangenheit ja schon Angriffe aus dieser Richtung gegeben. Diese Brandstiftung stellt aber eine neue Qualität dar, eine hohe Eskalationsstufe«, so Polizeisprecher Heiko Tesch.
Doch Lohmeyers wollen sich auch davon nicht einschüchtern lassen. »Wir waren uns noch in der Nacht sofort einig, dass der Förster auch in diesem Jahr rocken wird. Wir lassen uns nicht einschüchtern und sagen: Jetzt erst recht«, erklärte Birgit Lohmeyer.
Der Brandanschlag in Jamel reiht sich ein in eine immer dichter werdende Abfolge von Angriffen auf Flüchtlinge, Antifaschisten und Personen, die sich öffentlich gegen Rassisten und Nazis und für Flüchtlinge stark machen. Deren Situation bleibt weiterhin äußerst prekär; bundesweit sind die Behörden nicht in der Lage, die vielen Neuankommenden ausreichend mit Unterkünften zu versorgen und müssen auf Notlösungen zurückgreifen. Stattdessen werden zum Beispiel in Berlin ehrenamtliche Helfer von den völlig überforderten Behörden in ihrer Arbeit behindert und schikaniert. nd Seiten 5, 11 und 12
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