Protest unter Palmen
»Beyond Europe Camp« im griechischen Chalkidiki
Strand, Palmen, strahlender Sonnenschein und blauer Himmel - es ist wahrlich ein ungewöhnlicher Ort für ein Polit-Camp. Am Dienstag haben sich Aktivisten aus ganz Europa in Ierissos zusammengefunden, in einem Dorf in der nordgriechischen Urlaubsregion Chalkidiki. Eine Woche lang halten sie dort das Camp der antiautoritären Plattform »Beyond Europe« ab.
Über 500 Menschen aus 14 Ländern werden erwartet, um einerseits die transnationale Vernetzung voranzutreiben, anderseits die lokale Bevölkerung in ihrem Kampf gegen die Goldminen zu unterstützen. Allein aus Deutschland werden laut Organisatoren 200 Protestcamper aus etwa 15 Städten anreisen. Schon seit dem Wochenende ist ein Wandel der Stimmung auf dem zentralen Dorfplatz und den umliegenden Geschäften Ierissos’ spürbar. Autos fahren hin und her, um die Ankommenden zum Camp zu bringen. Die Einwohner probieren sich in ihren Sprachkenntnissen, um den Aktivisten den Fußweg zu erklären.
Doch beim Aufbau des Lagers stoßen die Teilnehmer auf die ersten Komplikationen. Wird der Wasserdruck für die selbstgebauten Duschen reichen? Wie werden Sitzmöglichkeiten für alle organisiert? Das Camp ist, so wie es sich für Antiautoritäre und Bewegungslinke gehört, selbstorganisiert. In Arbeitsgruppen wird für Infrastruktur wie Küche, Sauberkeit und Technik gesorgt.
Die Teilnehmer haben sich für die Woche Einiges vorgenommen. Es soll vor allem diskutiert werden: über soziale Kämpfe in der Krise, den Kampf gegen die Festung Europa und Solidarität mit den kurdischen Autonomiegebieten (Rojava). Es sind aber auch Veranstaltungen außerhalb des Camps geplant, etwa eine Diskussion auf dem Dorfplatz von Ierissos von Vertretern der außerparlamentarischen Organisation ANTARSYA, dem Netzwerk Antiautoritäre Bewegung und der Regierungspartei SYRIZA über die aktuelle Situation in Griechenland und das Spannungsverhältnis zwischen Partei und sozialen Bewegungen.
Die Regierung unter Führung der Linkspartei SYRIZA ist vor Ort umstritten. Seit sechs Monaten wartet die Bewegung gegen den Goldabbau in Chalkidiki auf die Einlösung des Wahlversprechens von Premier Alexis Tsipras, einen sofortigen Stopp des Projekts der kanadischen Firma Eldorado Gold zu veranlassen. Im Rahmen des Camps ist am 23. August eine Demonstration zur Baustelle vorgesehen. Der Widerstand gegen die Minen erreichte zuletzt aufgrund von Repression, aber auch Enttäuschung. Die jüngsten Äußerungen von Tsipras, die einen Kurswechsel der Regierung suggerieren, haben für großen Frust gesorgt und den Konflikt wieder aufgewärmt. Auf dem Dorfplatz von Ierissos wird schon gemurmelt, dass »am 23. August die Geduld zu Ende geht«.
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