Airport will Adebar abknallen

Flughafen Hannover: Störche gefährden Luftverkehr - Abschusserlaubnis beantragt

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Flughafen Hannover will Störche abschießen lassen, wenn sie den Luftverkehr gefährden. Ob die Regionsverwaltung das erlaubt, ist fraglich. Denn die Behörde setzt auf Vergrämung statt Abschuss.

Er gilt als Glücksbote, spielt Rollen in Märchen und Sagen, ist beliebtes Fotomotiv, wurde unzähligen Kindern als Babybringer vorgestellt und war schon zweimal in Deutschland zum »Vogel des Jahres« gewählt worden: der Weißstorch, in der Fabel Adebar genannt. Ausgerechnet diesen Sympathieträger, der zudem strengen Artenschutz genießt, wollen die Verantwortlichen des Flughafens Hannover abknallen lassen. Aber nur, wenn es im Interesse der Sicherheit unbedingt nötig ist, betont man seitens des Airports.

Nein, zum Halali auf den Großvogel will man nicht blasen am Flughafen, heißt es dort. Nur für den Fall, dass Störche startende oder landende Flugzeuge ernsthaft gefährden, soll ein Jäger die Tiere erlegen dürfen. Nur für solche Ausnahmesituationen sei eine Abschusserlaubnis bei der Region beantragt worden.

Anlass zur Furcht vor Vogelgefahr gibt die gestiegene Population des Weißstorchs. Laut Vogelzählung gab es 2014 in Niedersachsen 754 Brutpaare mit 1136 flügge gewordenen Jungtieren. Im laufenden Jahr sollen es nach bisherigen Schätzungen über 800 Paare sein, dazu kommen etwa 200 Einzelgänger.

Im Umkreis von 13 Kilometern um den Flughafen Hannover gibt es 14 Nester. Ziemlich viel für solch ein Gebiet, aber kein Wunder, denn: Die weiten Grünflächen mit allerlei Kleintieren, Mäusen etwa, sind für Familie Storch ein wahres Schlaraffenland.

Auf dem Flug dorthin könnten die Rotschnäbel in Triebwerke oder Propeller geraten. »Vogelschlag« nennen Fachleute so ein Ereignis. Der »Deutsche Ausschuss zur Verhütung von Vogelschlägen im Luftverkehr« hat 2014 in Deutschland 746 solche Vorfälle registriert. Die höchste Zahl in den vergangenen fünf Jahren, gibt die Organisation zu bedenken und erinnert an Kollisionen mit schlimmen Folgen. So hatten Vögel im Herbst 2012 bei Rostock ein kleines Propeller-Flugzeug zum Absturz gebracht. Beide Insassen starben. Leicht verletzt dagegen waren Besatzung und Passagiere einer Airbus-Maschine davon gekommen, in deren Triebwerke 2009 bei New York ein Gänseschwarm geflogen war. Der A320 hatte keinen Schub mehr, musste auf dem Hudson River notwassern.

Alle größeren Flughäfen sind bemüht, in ihrem Gefährdungsbereich Großvögel abzuwehren oder zu verscheuchen. In Hamburg tut dies ein Falkner mit seinen Tieren. »Biotopmanagement« heißt die Devise zum Beispiel in Frankfurt und München. Ziel ist es dabei, die Grünflächen im Umfeld so zu gestalten, dass sie für Storch & Co. unattraktiv sind. In der Bayernmetropole etwa lässt man Magerrasen so hoch wachsen, dass die gefiederten Futtersucher nicht mehr sehen können, ob sich auf dem Boden Mäuse und andere Leckereien tummeln. Notfalls auch mit Knallgeräten werden an den Berliner Flughäfen unerwünschte Vögel vergrämt.

»Vergrämung vor Abschuss«: Das soll auch in Hannover gelten, betont der Umweltdezernent der Region, Axel Priebs. Der Antrag auf Schusserlaubnis »für den absoluten Ernstfall« werde dennoch umfassend geprüft. Zugleich gebe es Gespräche mit Experten zur Frage, wie dem Weißstorch der Nahbereich des Flughafens vergällt werden kann. Womöglich »durch Eindämmung des Nahrungsangebotes«. Zum Ausgleich könnten den Störchen andere Flächen außerhalb des sicherheitsrelevanten Bereichs angeboten werden. Priebs unterstreicht: »Einen Freibrief zum Töten von Störchen wird es mit mir nicht geben!«

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