HTS fürs UNHCR

Personalie: Helle Thorning-Schmidt will 
UN-Flüchtlingskommissarin werden.

  • Andreas Knudsen, Kopenhagen
  • Lesedauer: 2 Min.

Es lag in der Luft, dass Helle Thorning-Schmidt, Ministerpräsidentin Dänemarks und Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei des Landes bis Juni dieses Jahres, nach ihrer Wahlniederlage ihre politische Karriere auf internationaler Ebene fortsetzen würde. Niemand, der sie und ihre Ambitionen kennt, konnte sie sich nach ihren beiden Rücktritten als Hinterbänklerin im heimischen Parlament vorstellen. Der zum Jahresende frei werdende Posten des UN-Hochkommissars für Flüchtlingsfragen wäre nun maßgeschneidert für HTS, wie die 48-Jährige in Dänemark genannt wird.

Sie brilliert dort, wo internationales Ambiente, Mehrsprachigkeit - Thorning-Schmidt spricht Englisch und Französisch - und weltweite Kontakte zu führenden Politikern gefragt sind. Aus ihrer Zeit als Regierungschefin, im Übrigen der ersten Dänemarks, lässt sich ablesen, dass HTS sich für die großen Linien und weniger für die Details interessiert. Networking gilt als ihre Stärke. Das Selfie zusammen mit US-Präsident Barack Obama und dem britischen Premier David Cameron während der Trauerfeier zu Nelson Mandelas Tod steht dafür exemplarisch.

Brüssel spielte eine wichtige Rolle im Leben von Thorning-Schmidt. Hier lernte sie ihren Mann Stephen Kinnock kennen, als sie beide am Europakollegium studierten. Später war sie Assistentin eines dänischen Europaabgeordneten, ehe sie selbst einen Sitz im EU-Parlament übernahm. 2005 schaffte es Thorning-Schmidt ins dänische Parlament, obwohl ihre Partei eine Niederlage einstecken musste. Kurz darauf zeigte sie enormes Selbstvertrauen, als sie zur Wahl eines neuen Parteivorsitzenden antrat und gewann.

In ihrer Zeit als Ministerpräsidentin setzte Dänemark Erleichterungen bei der Asylsuche und Familienzusammenführung durch, führte aber auch Beschränkungen ein für Flüchtlinge mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung. Ob das Bedeutung für HTS’ Chancen auf den UNHCR-Posten hat, wird sich zeigen. Immerhin gilt sie als pragmatisch, Ergebnisse und Kompromisse sind ihr wichtiger als ideologische Markierungen.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.