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Bewahrer des filmischen Schatzes

Ein Sammelband würdigt die wichtige Rolle des Staatlichen Filmarchivs der DDR

  • Günter Agde
  • Lesedauer: 2 Min.

Es war eine gute Idee, die Geschichte des Staatlichen Filmarchivs der DDR aus den Erinnerungen ehemaliger Mitarbeiter/innen, von Nutzern und Partnern zusammenzusetzen. Der so entstandene Sammelband ergibt einen sowohl informativen wie sehr lebendigen Eindruck von der stillen, fleißigen und wertvollen Arbeit dieses Kulturinstituts besonderer Art: Es sammelte, bewahrte und pflegte die in der DDR gedrehten Filme und Fernsehfilme aller Genres, wirklich alle, auch die seinerzeit verbotenen. Dazu kamen erhebliche Bestände der deutschen Filmgeschichte vor 1945 (große Teile waren von der Roten Armee beschlagnahmt und nach Moskau abtransportiert worden. Ihre Rückgabe 1955 markiert den Start des Archivs.)

Es begann bescheiden und chaotisch, weil kaum jemand damals wusste, wie ein Filmarchiv funktioniert. Vieles, was heute zu normaler Arbeit und Ausstattung eines modernen Filmarchivs gehört, musste erfunden und ausprobiert werden, da es weltweit keine übernehmenswerte Erfahrungen gab. DDR-Tugenden wie Improvisationsfreudigkeit waren angesagt und wurden praktiziert. Und mit ihnen entwickelten sich über die Jahre hin auch die Archivare und Spezialisten. Katalogisieren, Kopien pflegen und restaurieren, historische Recherchen ohne Ende waren die alltäglichen Kleinarbeiten.

Das Staatliche Filmarchiv stand nie in der zentralen Aufmerksamkeit der DDR-Filmpolitik. Also konnte es trotz permanenten Geldmangels viele Freiräume nutzen und selbst welche schaffen. Dazu gehört das langjährige Camera-Programm, in dem ausgewählte Schätze der deutschen Filmkunst außerhalb des Repertoire-Betriebes der Kinos gezeigt werden konnten. Auch die - mit den Jahren zur Legende gewordenen - Retrospektiven zum Leipziger Dokfilm-Festival waren ohne die kompetente Zuarbeit des Archivs undenkbar. Damit gewann es auch internationale Filmarchive zu Partnern. Überhaupt: die internationalen Aktivitäten des Archivs und die ostdeutsch-westdeutschen Beziehungen im Besonderen bilden ein weiteres ehrenvolles Kapitel. Die anhaltende internationale Reputation war auch durch fachgemäße Arbeit und freundlich-kollegiale Beratung aller Archivmitarbeiter bestimmt. Das Staatliche Filmarchiv der DDR wurde zur weltweit geachteten Institution. Mit Anstand und Takt werden die Gründerväter des Archivs Herbert Volkmann und Rudolf Bernstein gewürdigt. Und natürlich der kürzlich 80 Jahre alt gewordene Wolfgang Klaue, der selbst auch Vieles beschreibt, der von 1969 bis 1990 das Archiv leitete und an dessen Ansehen und dessen Qualität erheblichen Anteil hatte. Zur deutschen Wiedervereinigung wurden die beiden deutschen Filmarchive zusammengeführt.

»Bilder des Jahrhunderts. Staatliches Filmarchiv der DDR 1955-1990. Erinnerungen.« DEFA-Stiftung / Bertz + Fischer Verlag

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