Konzentration im Eiltempo
Kurt Stenger über die Fusionitis im Wohnungssektor
Der Name Vonovia klingt nach einem fiktiven Operettenstaat in einer Hollywood-Schmonzette. Tatsächlich geht es aber um knallharte, höchst reale Geschäfte mit einem Grundbedürfnis der Menschen: dem Wohnen. Die Deutsche Annington, die sich erst kürzlich den Kunstnamen Vonovia gab, ist das mit Abstand größte Immobilienunternehmen in der Bundesrepublik. Nun möchte sie die Nummer 2 übernehmen, weil diese ihrerseits durch eine Übernahme zum echten Konkurrenten zu mutieren droht.
Diese Fusionitis-Satire weist auf eine besorgniserregende Entwicklung hin. Im Bereich der Kleine-Leute-Wohnungen entstehen gerade echte Riesen. Vonovia ist kürzlich als erste Immobilienfirma in die Aktien-Champions-League aufgestiegen, was den rasanten Bedeutungszuwachs der Branche verdeutlicht, die von Wohnungsverkäufen der öffentlichen Hand und der Suche von Anlegern nach zinsfreien Sachwerten profitiert. Für Mieter dürfte es abschreckend sein, sich bei Streitigkeiten über Betriebskostenabrechnungen oder ausbleibende Reparaturen mit einem DAX-Konzern anzulegen. Außerdem lässt ein Konzentrationsprozess gewöhnlich (weiter) steigende Preise erwarten. Die Mieten sind vielerorts schon stark in die Höhe gegangen - das dürfte so weitergehen, denn milliardenschwere Übernahmen müssen sich für Vonovia & Co. ja rechnen.
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