Handelskammer will Mindestlohn für Flüchtlinge streichen

Handelskammer will Mindestlohn für Flüchtlinge streichen / DGB weist Forderung zurück

  • Lesedauer: 2 Min.

Vor dem Hintergrund des Zuzugs vieler Flüchtlinge plädiert der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, für eine Aussetzung des Mindestlohns. Flüchtlinge müssten behandelt werden wie Langzeitarbeitslose, bei denen der Mindestlohn für eine gewisse Zeit nicht gelte, sagte Schweitzer am Dienstag im ZDF-»Morgenmagazin«. Asylbewerber sollten für sechs Monate Praktika machen können, wobei der Mindestlohn dann ausgesetzt werden solle. Eine generelle Ausnahme für Geflüchtete vom Mindestlohn hält der DIHK-Präsident aber für falsch. »Dann würden sie auch das Gefühl bei den deutschen Arbeitnehmern bekommen, hier soll gegeneinander ausgespielt werden.«

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) wies Forderungen nach einer Ausweitung von Mindestlohn-Ausnahmen für Flüchtlinge zurück. Einige Arbeitgeberverbände versuchten, mit solchen Vorschlägen für eine Aufweichung bei der Lohnuntergrenze Kapital aus der Flüchtlingssituation zu schlagen, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell der Deutschen Presse-Agentur in Berlin aus Anlass des Arbeitgebertages. Die Veranstaltung mit Spitzenvertretern von Wirtschaft und Bundesregierung findet an diesem Dienstag in Berlin statt.

Körzell bezog sich damit auf Forderungen des Hauptgeschäftsführers des Arbeitgeberverbands BDA, Reinhard Göhner. Der hatte im »Tagesspiegel« ähnlich wie Schweitzer argumentiert, um junge Flüchtlinge ausbildungsfähig zu machen, seien zwölfmonatige Praktika in den Unternehmen nötig. In dieser Zeit sollte es den Firmen erlaubt werden, einen Stundenlohn unterhalb der gesetzlichen 8,50 Euro zu zahlen. dpa/nd

- Anzeige -

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.