Lieber kein Anhängsel der Paulianer

1. FC Union kündigt seinen Merchandising-Vertrag

Spitzenfußball ist jener Teil der Unterhaltungsindustrie, in dem mit besonders starken Emotionen besonders viel Umsatz generiert wird. Nüchterne kaufmännische Entscheidungen sorgen hier manchmal für komplizierte Verwicklungen: Jüngstes Beispiel ist der 1. FC Union Berlin. Noch am Sonnabend eröffnete der Berliner Fußball-Zweitligist seinen neuen Fanshop am Elcknerplatz: Spieler des Zweitligisten schauten vorbei, bis in die Nacht feierten Fans bei Bier und Livemusik. Schon am Dienstag war der neue Fanshop zum Problemfall geworden. Auf seiner Homepage bat der Köpenicker Kultverein »vorsorglich um Verständnis, sollte es in den nächsten Tagen zu Einschränkungen beim Kauf von Fanartikeln kommen«.

Auslöser ist eine außergerichtliche Einigung zweier Unternehmen in Hamburg: Der Zweitligist FC St. Pauli und die Upsolut Merchandising GmbH haben ziemlich unverhofft einen lange währenden Rechtsstreit beendet. St. Pauli übernimmt die Vermarktungsfirma Upsolut für 1,26 Millionen Euro: Stichtag 1. Januar 2016.

Für den Kiezklub ist es ein spätes Happy End der Rettungskampagne von 2003/2004: Damals hatte der Verein vor dem Lizenzentzug gestanden, weswegen neben der legendären T-Shirt-Retterkampagne (100 000 Stück wurden verkauft) auch die Vermarktungsrechte unter den Hammer kamen. Für günstige eine Million Euro trat der damalige Präsident Corny Littmann 2004 die Merchandising-Rechte für 30 Jahre an Upsolut ab, dem Verein blieben eine zehnprozentige Beteiligung an Upsolut und 20 Prozent der jährlichen Gewinne.

2010 begann Pauli einen Rechtsstreit mit Upsolut, weil der Verein die Vertragsdauer als sittenwidrig ansah, es folgten zwei Urteile, bis die Sache nun beim Bundesgerichtshof anhängig war. wo allerdings kaum vor 2017 mit einem Urteil zu rechnen gewesen wäre, was es beiden Seiten ziemlich schwer machte, im boomenden Merchandising-Markt (im Handel mit Produkten, die das Vereinslogo tragen) frei zu agieren. Die außergerichtliche Einigung löste nun das Problem.

Dem 1. FC Union allerdings beschert diese Einigung Kopfzerbrechen: Die Berliner haben ihre Merchandising-Lizenz auch an Upsolut vergeben - natürlich zu besseren Konditionen als St. Pauli damals. Aber dennoch: Der neue Fanshop mit seinen 14 Mitarbeitern (vier davon fest) beispielsweise wird von Upsolut betrieben - künftig nun vom FC St. Pauli?

Beim St. Pauli versichert man, alle 80 Arbeitsplätze bei Upsolut sollen erhalten bleiben. Union hingegen kündigt an, man nehme »die gesellschaftsrechtlichen Veränderungen bei unserem Lizenznehmer zum Anlass, unsere Rechte ab sofort wieder selbst zu verwerten«. Man wolle den Vertrag schnellstmöglich kündigen. Laut St.-Pauli-Sprecher Christoph Pieper ist dies kein Problem: »Es gibt ein Kündigungsrecht für Union bei einem Wechsel des Besitzers.«

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