Harsche Kritik an Bewertung von Glyphosat

Wissenschaftler werfen Behörden Fehler vor

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Im Streit um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat haben 96 Wissenschaftler aus aller Welt den europäischen Behörden gravierende Mängel vorgeworfen. In einem offenen Brief an EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis kritisieren sie, dass die Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) den Stoff kürzlich als »wahrscheinlich nicht krebserregend« eingestuft hat. Auch gegen das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erhoben sie Vorwürfe.

In dem Schreiben fordern die Wissenschaftler die EU-Kommission auf, bei ihren Entscheidungen »die fehlerhafte Bewertung der Efsa nicht zu beachten«. Die Analyse des BfR sowie die darauf aufbauende Bewertung der Efsa enthielten schwerwiegende Mängel, schreiben die Forscher in dem Brief. Sie seien in Teilen »wissenschaftlich inakzeptabel«, ihre Sprache »irreführend«. Außerdem seien die Ergebnisse »durch die vorliegenden Daten nicht gedeckt« und »nicht auf offene und transparente Weise erzielt worden«. Hingegen hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung den Wirkstoff im Frühjahr als »wahrscheinlich krebserregend für Menschen« bewertet. Diese Analyse sei »mit Abstand die glaubwürdigere«, unabhängig und transparent, heißt es weiter.

Die Risiken des weltweit am meisten verkauften Pestizids sind seit langem umstritten. Umweltschützer halten den Stoff für hochgiftig und fordern ein Verbot von Glyphosat. Die Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels in der EU läuft im Sommer 2016 aus, für die Hersteller geht es um Milliardenumsätze. Für eine neue Genehmigung müssen die Risiken des Unkrautvernichters neu bewertet werden. Ob das Mittel weiter eingesetzt werden kann, entscheidet die EU-Kommission, die sich dabei auf das Urteil der Efsa und des BfR stützt. AFP/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal