Sportliches zum Weihnachtsfest

Vom Straßenfußball über Stadionromantik und den deutschen Fußball bis zu Barcelona, Gerd Müller und den VfL Gummersbach

  • Volker Stahl, Hamburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Auch 2015 haben die Verlage reichlich Lesefutter für die Winterpause produziert. »nd« empfiehlt Bücher, die bedenkenlos unter den Tannenbaum gelegt werden können.

Es muss nicht immer Champions League sein. Der Fotograf Caio Vileda tastet sich auf seiner Reise durch die Welt des Straßenfußballs bis zur Seele dieses faszinierenden Sports vor. Zu sehen sind Kinder, die in Djenne (Mali) mit zerschundenen Schlappen gegen einen Gummiball treten, ballverliebte Jugendliche auf einem Betonplatz in Juncal (Ecuador), Männer im Zweikampf vor selbst gebastelten Holztoren in Lomé (Togo) und Heranwachsende auf einem kurz geschorenen Rasen in Eindhoven (Niederlande). Die Spielszenen lassen erahnen, dass kein noch so korrupter Funktionär den Zauber dieses Sports zerstören kann.

Der nächste Bildband setzt andere Akzente: Die Fotos zeigen »Fußballtempel« in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In der Mehrzahl sind es große Arenen wie das Berliner Olympiastadion, in denen die Massen stoisch das Treiben der Spieler beobachten. In kleinen Stadien scheinen Zuschauer und Spieler hingegen noch eine Einheit zu bilden.

Vom »Exer« zur Multifunktionsarena. Vom »Associations-Fussballstiefel« zum am Roboterbein entwickelten Fußballschuh aus dem »Innovationslabor«. Vom Dresden English FC zu Bayern München - die Geschichte des Fußballs in Deutschland seit den 1870er Jahren ist jetzt zwischen zwei goldene Buchdeckel gepresst worden. Prägende Spieler, legendäre Spiele - das opulente Werk lässt kaum eine Frage offen und informiert auf jeder Seite kompetent.

1899 von einem Schweizer in Katalonien gegründet, kommt der Klub so manchem Madrilenen etwas unspanisch vor. Der FC Barcelona war stets mehr als ein berühmter Sportverein. Er steht nicht nur für begeisternden Offensivfußball und technische Perfektion, sondern auch für das Streben der Katalanen nach Unabhängigkeit und spätestens seit der Franco-Diktatur für die Feindschaft mit Real Madrid. Dass der Niederländer Johan Cruyff über Jahrzehnte als Spieler und Trainer zur vereinsprägenden Figur avancierte, passt zur polyglotten DNA dieses Klubs.

1974 entriss Gerd Müller mit seinem Treffer zum 2:1 den Holländern um Cruyff den WM-Titel. Es war der letzte Geniestreich des Ausnahmetorjägers. Es folgten eine Steakhouse-Pleite in den USA, Alkoholprobleme und das Gnadenbrot als Trainerassistent der zweiten Bayern-Mannschaft. Dann erkrankte Müller an Alzheimer. Weggefährten beschreiben Müller unisono als bescheiden, ehrlich, generös und warmherzig. Charaktereigenschaften, die mehr wert sind als all seine Tore.

Da der Fußball sonst alles überstrahlt, soll der letzte Buchtipp einer Studie über den VfL Gummersbach gewidmet sein. Saison für Saison schildert der Autor die Entwicklung des Kultklubs, der über Jahre der »FC Bayern des Handballs« war. Die Namen Hansi Schmidt, Klaus Kater, Joachim Deckarm und Erhard Wunderlich lassen Kenner noch heute mit der Zunge schnalzen.

 Caio Vilela: Straßenfußball - Eine Weltreise in Bildern. Spielmacher Verlag. 288 S., geb., 34,80 €.

 Reinaldo Coddou H.: Fußballtempel. Spielmacher, 288 S., geb., 36 €.

 Hardy Grüne, Dietrich Schulze-Marmeling: Das goldene Buch des deutschen Fußballs: Die Werkstatt, 492 S., geb., 39,90 €.

 Guillem Balagué: Barça. Die Geschichte des FC Barcelona. Die Werkstatt, 192 S., geb., 29,90 €.

 Udo Muras, Patrick Strasser: Gerd Müller - Der Bomber der Nation. Riva Verlag. 248 S., geb. 19,99 €.

 Erik Eggers: VfL Gummersbach - Die Chronik. Die Werkstatt, 240 S., geb. 34,90 €.

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