Pflegeeltern für Flüchtlinge
Immer mehr Familien sind bereit, sich zu engagieren
In Berlin wollen mehr Familien junge Flüchtlinge bei sich aufnehmen als in der Vergangenheit. »Wir haben plötzlich Hunderte Bewerbungen«, sagte der Referent beim Jugendamt Steglitz-Zehlendorf Oliver Gulitz. In den Jahren zuvor habe es kaum Interessenten gegeben. »Die aktuelle politische Situation trägt dazu bei, Pflegeeltern zu werben«, sagte auch Angelika Nitzsche von der Organisation »Familien für Kinder«.
Wie viele Pflegefamilien für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge es in Berlin insgesamt gibt, wird nicht zentral erfasst. Bis Ende November kamen 3763 junge Flüchtlinge ohne ihre Eltern in der Hauptstadt an. Das sind fast viermal so viele wie im gesamten Jahr 2014.
Bisher ist in der Hauptstadt nur etwa jeder hundertste der minderjährigen Flüchtlinge bei Pflegeeltern untergebracht, wie der Sprecher der Bildungsverwaltung, Ilja Koschembar, mitteilte. Es kämen aber vermehrt sehr junge Flüchtlinge an. Für diese sei eine Unterbringung in Pflegefamilien besser geeignet als für ältere. Zwischen Januar und August 2015 waren demnach 15 Prozent der jungen allein reisenden Flüchtlinge in Berlin 14 Jahre alt oder jünger.
Der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sieht die Suche nach Pflegefamilien kritisch. Zunehmend werde auf Qualifikationsnachweise verzichtet. Die Kinder und Jugendlichen müssten außerdem in die Pflegefamilie passen, betonte Sprecher Niels Espenhorst. »Das ist nur bei einer kleinen Minderheit der Fall.« Viele seien auf der Flucht von ihren Familien getrennt worden und noch auf der Suche nach Familienangehörigen. »Sie sind nicht bereit, sich auf eine andere Familie einzulassen«, sagte Espenhorst.
Bis vor etwa einem Jahr habe es kaum Pflegefamilien für junge Flüchtlinge gegeben - auch, weil es ausreichende Kapazitäten in Jugendwohngruppen gegeben habe. Nun bekomme der Verband viele Zuschriften von Menschen, die Interesse hätten, einen minderjährigen Flüchtling in ihre Familie aufzunehmen. dpa/nd
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